Händeschütteln in Hanoi, grantige Grüße nach Washington

Händeschütteln in Hanoi, grantige Grüße nach Washington
Dinner mit Kim: US-Präsident Trump und Nordkoreas Diktator zelebrierten ihr Treffen als Charmeorgie. Eine Analyse.

Sebastian Kurz kann da nicht mithalten. Anders als für den österreichischen Kanzler in der Vorwoche legte sich Trump zum Auftakt des Treffens mit Kim Jong-un beim Händeschütteln wieder einmal ordentlich ins Zeug. Mehr als zehn Sekunden ging es auf und ab. Dazu setzte Trump sein breitestes Lächeln auf, und auch der Koreaner gab sich freundlich.

Böse Bemerkungen schickte der US-Präsident dagegen nach Hause, über seinen ehemaligen Anwalt Michael Cohen, der am Mittwoch im US-Kongress gegen ihn aussagte.

Vor einem Wald aus amerikanischen und nordkoreanischen Flaggen absolvierten der Präsident und der Diktator die ersten Gespräche ihres zweiten groß angelegten Treffens und ein Dinner. Am Abend sprach Trump in einem Tweet von einem "großartigen" Treffen.

"Großartiger"

Trump nützte jede Gelegenheit, um seine gute Beziehung zu Kim zu demonstrieren. Schon vorab hatte er per Twitter den kommunistischen Machthaber als Freund bezeichnet. Nach dem Händeschütteln legte er ein Schäuflein Vorschusslorbeeren nach: Schon, das erste Treffen – vor acht Monaten in Singapur – sei ein „großer Erfolg“ gewesen, und dieses werde „hoffentlich ebenso gut oder großartiger als das erste“.

Neue Waffentests

Konkrete Erfolge hatte das erste Treffen allerdings nicht gebracht. Kim hatte seine grundsätzliche Bereitschaft zu nuklearer Abrüstung erklärt, ohne das näher auszuführen. Trump hatte dafür Sicherheitsgarantien versprochen, auch die nicht genauer definiert.

Kurz nach dem Treffen gab es erneut Berichte über Aktivitäten auf Nordkoreas atomarem Testgelände. Der Diktator in Pjöngjang ließ außerdem den Test einer neuen „taktischen Waffe“ verkünden.

Händeschütteln in Hanoi, grantige Grüße nach Washington

Trump-Fan in Hanoi

"Eine echte Beziehung"

Doch all diese Zwischenfälle bremsten Trumps Euphorie nicht. „Es ist großartig, wieder mit Ihnen zusammen zu sein“, erklärte er zum Auftakt, gestand aber zugleich ein, vorerst nichts Handfestes vorweisen zu können: „Unser größter Fortschritt bislang ist, dass wir eine echte Beziehung haben.“

Für die zweite Runde wird das nicht genügen. Spätestens heute, Donnerstag, wenn das zweite Gespräch dieses Gipfels stattfindet, wollen die beiden der Öffentlichkeit von konkreten Fortschritten berichten. Eine gemeinsame Erklärung ist geplant.

Trump braucht diesen Erfolg für den angelaufenen Präsidentschaftswahlkampf. Immerhin hat er die Aussöhnung mit Nordkorea schon im letzten versprochen. Kim dagegen hofft auf Lockerung der Sanktionen gegen sein Land, das in eine neue Hungersnot schlittert.

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