Trump und Kim: Zwei ganz spezielle "Freunde"
Vor seinem Gipfeltreffen mit Kim Jong-un in Hanoi hat US-Präsident Donald Trump den nordkoreanischen Machthaber als seinen "Freund" bezeichnet. Trump stellte Nordkorea am Mittwochmorgen wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand in Aussicht, sollte Kim sein Atomwaffen- und Raketenarsenal abrüsten.
Auf Twitter schrieb der US-Präsident: "Das Potenzial ist FANTASTISCH, eine großartige Gelegenheit für meinen Freund Kim Jong-un, wie kaum eine andere in der Geschichte." Die erste Zusammenkunft von Trump und Kim in der vietnamesischen Hauptstadt ist nach Angaben des Weißen Hauses für Mittwochabend um 18.30 Uhr (Ortszeit/12.30 Uhr MEZ) geplant.
Nach der Begrüßung im Hotel "Metropole" wollen Trump und Kim ein 20-minütiges Gespräch unter vier Augen führen. Dann wollen beide Seiten in kleiner Runde zu einem etwa eineinhalbstündigen Abendessen zusammenkommen. Am Donnerstag sind weitere Gespräche geplant. Nach Kim war am Dienstagabend auch Trump in Hanoi eingetroffen.
Panzerfahrzeuge und Soldaten
Die Umgebung des Hotels "Metropole" war bereits am Mittwochmorgen weiträumig abgeriegelt. Panzerfahrzeuge und Soldaten waren in der Umgebung postiert.
Am Mittwochvormittag (Ortszeit) traf Trump den vietnamesischen Präsidenten Nguyen Phu Trong. Geplant war nach Angaben des Weißen Hauses ein 35-minütiges bilaterales Gespräch.
Anschließend wollten Trump und Trong an einer Zeremonie zur Unterzeichnung von Handelsabkommen teilnehmen. Trong ist zugleich Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams und damit der starke Mann des südasiatischen Landes.
Trump wollte anschließend den vietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyen Xuan Phuc zu Gesprächen und zu einem gemeinsamen Mittagessen treffen.
Trump: Nordkorea habe Möglichkeiten wie Vietnam
Trump verglich die Möglichkeiten Nordkoreas mit der Lage in Vietnam. "Vietnam blüht auf wie wenige andere Orte der Welt. Nordkorea wäre sehr schnell genauso, wenn es seine Atomwaffen abschafft." Zugleich wies Trump auf Twitter Kritik der oppositionellen US-Demokraten an seinem Umgang mit Pjöngjang zurück. Die Demokraten sollten nicht darüber reden, was er zu tun habe, sondern sich fragen, warum sie es in der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama nicht selbst getan hätten.
Trump und Kim hatten sich bereits bei ihrem ersten Gipfeltreffen im vergangenen Juni in Singapur auf eine "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" verständigt. Konkrete Schritte wurden jedoch nicht vereinbart. Auch ein Zeitrahmen blieb offen.
Andreas Pfeifer (ORF) aus Hanoi
Nordkorea fordert Entgegenkommen
Die weitgehend isolierte Führung in Pjöngjang will sich im Konflikt um sein Atomwaffenprogramm jedoch nur dann weiter bewegen, wenn die USA zu größeren Kompromissen bereit sind. "Nordkorea bewegt sich nur so viel, wie sich die USA bewegen", schrieb die in Japan erscheinende pro-nordkoreanische Zeitung "Choson Sinbo" am Mittwoch.
Die Zeitung hob die Versprechen Kim Jong-un in dessen Neujahrsrede hervor, wonach sein Land keine Atomwaffen mehr produzieren und testen sowie anwenden und weitergeben wolle. Washington müsse aber mit "korrespondierenden" Maßnahmen reagieren, falls diese Versprechen erfüllt werden sollten. Pjöngjang hatte in den vergangenen Monaten vor allem seine Forderung nach einer Lockerung der Sanktionen verstärkt.
Substanzielle Fotschritte
Der deutsche Korea-Experte Hartmut Koschyk erwartet "substanzielle Fortschritte" von dem Gipfel, beide Staatsmänner könnten sich nicht noch einmal "einen reinen Show-Gipfel" wie in Singapur leisten. Im Interview mit dem SWR sieht er einen handfesten Beginn der Verhandlungen als unabdingbar.
"Es muss einen Einstieg in nachhaltige und verifizierbare Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel geben", so der Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums. Mit dem nicht eindeutig definierten Begriff Denuklearisierung ist im weitesten Sinn eine atomare Abrüstung gemeint.
Kim erwarte dafür mindestens die Perspektive einer Lockerung der Sanktionen, Sicherheitsgarantien und eine Friedensregelung für Korea, sagte Koschyk. Auch gehe es dem Machthaber um eine Möglichkeit, im innerkoreanischen Austausch, auch im Wirtschaftsaustausch, weiter voranzukommen. Dafür müsse er aber sein nukleares Potenzial offenlegen und Inspektoren ins Land lassen.
Kim werde sich "nicht allein auf amerikanische Zusicherungen und Zusagen verlassen", deswegen müsse der Zeitpunkt kommen, wo dieser Prozess aus einem amerikanisch-nordkoreanischen Dialog herausgenommen wird und andere mit am Verhandlungstisch sitzen", sagte Koschyk. Dazu würden China, Japan, Südkorea sowie Russland zählen.
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