Hackerangriff auf Bundestag: Daten von Merkel online

Das Handy von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel
Daten deutscher Politiker wurden via Twitter online verbreitet. Eine Partei soll nicht betroffen sein, die AFD.

Unbekannte Hacker haben einem Bericht des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zufolge persönliche Daten und Dokumente von mehreren hundert deutschen Politikern im Internet veröffentlicht, darunter auch Daten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die deutschen Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen.

Betroffen sind, mit Ausnahme der AfD, alle Parteien im deutschen Bundestag: CDU, CSU, SPD, Grüne, die Linke und die FDP. Wer hinter dem Angriff steckt ist unklar. Auch das Motiv ist unbekannt.

Laut Berliner Morgenpost sind aber auch deutsche Prominente wie etwa Schauspieler Til Schweiger und Moderator Jan Böhmermann unter den Betroffenen.

Jan Böhmermann

Moderaor Jan Böhmermann

Welche Daten wurden geleakt?

Unter den Daten findet sich Verschiedenes: sehr persönliche Daten wie Handynummern, Adressen, Chats, Briefe, Kreditkarteninformationen, aber auch parteiinterne Dokumente, Bewerbungsschreiben für Parteitage, parteiinterne Kommunikation oder Adress- und Mitgliederlisten. Hinweise auf politisch brisante Unterlagen gebe es aber vorerst nicht. Die Dokumente sollen auch zum Teil mehrere Jahre als sein. Ein System hinter der Auswahl an Daten lässt sich laut RBB nicht erkennen.

Über Twitter in Netz

Verbreitet worden seien die Daten und Dokumente über einen Twitter-Account, dessen Inhaber sich selbst mit Begriffen wie "Security Researching", "Künstler" oder "Satire" beschreibe. Wer dahinter steckt, sei noch unklar. Über den besagten Twitter-Account wurden offenbar laut RBB seit 2017 immer wieder Daten von mehr oder weniger bekannten Personen öffentlich gemacht. Er soll mehr als 16.000 Follower haben. Der Account gehört nach Angaben des RBB zu einer Internet-Plattform mit Betreiber in Hamburg. Der Account wurde am Donnerstag gesperrt.

Daten schon vor Weihnachten online

Die Lecks seien Donnerstagabend bemerkt worden, berichtete der RBB. Auf Twitter seien die Informationen aber wohl schon seit den Tagen vor Weihnachten zugänglich gewesen. Unklar ist, warum die Leaks erst jetzt bekannt wurden. Auch woher die Daten kommen, scheint nicht geklärt zu sein, berichtet der RBB. Aufgrund der Menge und Qualität der Daten erscheint nur eine Quelle als unwahrscheinlich.

Krisensitzung im Cyber-Abwehrzentrum

Das nationale deutsche Cyber-Abwehrzentrum trat am Freitag in der Früh zu einer Krisensitzung zusammen. In dem Gremium würden die Maßnahmen der Bundesbehörden koordiniert, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Dazu zählten der Bundesverfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst. Das BSI habe kurz vor der Veröffentlichung von Medienberichten Kenntnis von dem Hackerangriff bekommen. Über dessen Dimension könne noch nichts gesagt werden.

Merkel und Steinmeier betroffen

Laut der Deutschen Presse-Agentur ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel betroffen. Nach einem Bericht von Bild ist auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betroffen.

Nach Angaben der deutschen Regierung sind aber keine sensiblen Daten des Kanzleramts veröffentlicht worden. Laut Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz gelte das auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Unter anderem waren per Link E-Mail-Adressen und eine Faxnummer von Merkel zu finden gewesen. Inwieweit die Daten allesamt authentisch waren, blieb zunächst unklar.

Die massenhafte Veröffentlichung der sensiblen persönlichen Daten ist nach Einschätzung der deutschen Justizministerin Katarina Barley (SPD) ein "schwerwiegender Angriff". "Die Urheber wollen Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen beschädigen", erklärte Barley am Freitag. Die Täter müssten rasch ermittelt und ihre möglicherweise politischen Motive aufgeklärt werden. "Kriminelle und ihre Hintermänner dürfen keine Debatten in unserem Land bestimmen", mahnte Barley.

Kommentare