AKW Tschernobyl bei russischen Angriffen beschädigt: Keine Gefahr für Österreich

AKW Tschernobyl bei russischen Angriffen beschädigt: Keine Gefahr für Österreich
Die Schutzhülle des verunfallten Reaktors des AKW Tschernobyl wurde laut Selenskij bei Drohnenangriffen getroffen.

Zusammenfassung

Wir nutzen künstliche Intelligenz, um Zusammenfassungen unserer Artikel zu erstellen. Jeder Text wird vor der Veröffentlichung von einem Redakteur geprüft.
  • Russische Drohnenangriffe beschädigten die Schutzhülle des AKW Tschernobyl, verursachten ein Feuer, aber keine erhöhte Strahlung.
  • Ukrainische Erfolge an der Ostfront wurden gemeldet, insbesondere in der Region um die umkämpfte Stadt Pokrowsk.
  • US-Vertreter diskutieren weiterhin über die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, wobei Verhandlungen über den Ukraine-Konflikt noch nicht begonnen haben.

Ein russischer Drohnenangriff hat in der Nacht auf Freitag die Schutzhülle des verunfallten Reaktors des AKW Tschernobyl getroffen. 

Der Sarkophag sei "erheblich beschädigt" worden, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij am Freitag mit. Die Drohne habe die Ummantelung des zerstörten Kraftwerksblocks getroffen und ein Feuer ausgelöst, das mittlerweile wieder gelöscht werden konnte, sagte Selenskij. Die Strahlungswerte seien bisher noch nicht gestiegen.

IAEA in höchster Alarmbereitschaft

Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA äußerte sich alarmiert. "In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar, gegen 01:50 Uhr hörte das IAEA-Team auf dem Gelände von Tschernobyl eine Explosion", teilte die in Wien ansässige Behörde auf der Plattform X mit. 

Diese habe einen Brand verursacht. Brandschutzpersonal und -fahrzeuge seien innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen für einen Bruch des inneren Sicherheitsbehälters. Die Strahlungswerte innerhalb und außerhalb bleiben normal und stabil."

Die IAEA beobachte die Situation weiter. IAEA-Direktor Rafael Grossi sagte, dass der Zwischenfall in Tschernobyl und die jüngste Zunahme militärischer Aktivitäten in der Umgebung des Kernkraftwerks Saporischschja die anhaltenden Risiken für die nukleare Sicherheit unterstreichen. "Die IAEA bleibt in höchster Alarmbereitschaft", sagte er.

Gewessler: Keine Gefahr für Österreich

Klimaschutzministerin ‪Leonore Gewessler (Grüne) betonte, dass es aktuell keine Berichte über erhöhte Strahlenwerte gebe. "Für Österreich besteht keine Gefahr", schrieb die Ministerin auf der Plattform Bluesky. "Die Ereignisse in der Ukraine zeigen uns einmal mehr: Atomkraft bleibt ein unkontrollierbares Risiko und kann niemals eine sichere Energiequelle sein."

AKW Tschernobyl bei russischen Angriffen beschädigt: Keine Gefahr für Österreich

Das Klimaschutzministerium stehe im Austausch mit den Behörden und der IAEA. "Es sind derzeit keine Auswirkungen außerhalb der Anlage zu erwarten", erklärte das Ministerium auf X. Der Bereitschaftsdienst der Abteilung Strahlenschutz verfolge die weitere Entwicklung und werde weiter informieren.

Größter Atomunfall in der Geschichte

1986 kam es im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Nordukraine zum bisher größten Atomunfall der Geschichte. Wegen der radioaktiven Strahlung wurde eine Zone im Umkreis von etwa 30 Kilometern um den Unglücksort komplett gesperrt. Zehntausende Menschen wurden umgesiedelt.

Nach der Kernschmelze von 1986 war ein Sarkophag über der Ruine des AKW gebaut worden, der den Austritt von Radioaktivität verhindern soll. Auf dem Gelände lagern aber auch noch ausgebrannte Brennstäbe.

Erfolge an Ostfront

Der ukrainische Präsident hat ohne nähere Details von Erfolgen seiner Truppen an der Front im Osten des Landes berichtet. 

"Es gibt ein gutes Ergebnis an der Front", sagte Selenskij in einem Video, das offensichtlich in einem Zug aufgenommen wurde. Den Ort wolle er nicht nennen. "Aber ich möchte unseren Jungs vom 425. separaten Angriffsregiment danken - eure Stärke ist wirklich wichtig. Gut gemacht!"

Von diesem Regiment ist bekannt, dass es bei der Verteidigung der seit Monaten umkämpften Stadt Pokrowsk im Gebiet Donezk eingesetzt ist. Der militärnahe Blog DeepState verzeichnete bei der Aktualisierung seiner Landkarte, dass dort das Dorf Pischtschane wieder in ukrainischer Hand sei. Berichte über erfolgreiche Gegenangriffe der Ukraine kursieren seit Tagen.

Pokrowsk bleibt Schwerpunkt der Gefechte

Der ukrainische Generalstab meldete in seinem Abendbericht für Donnerstag 107 russische Sturmangriffe - eine im Vergleich zu den Dezembertagen niedrige Zahl. Schwerpunkt mit 35 Angriffen sei Pokrowsk gewesen. Zur Lage in Pischtschane äußerte sich die Armeeführung nicht.

Über Mitternacht zu Freitag herrschte in der gesamten Osthälfte der Ukraine mit Ausnahme der Hauptstadt Kiew Luftalarm wegen Schwärmen russischer Kampfdrohnen am Himmel. Medien berichteten von Explosionen im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad.

Selenskij wird am Freitag bei der Sicherheitskonferenz in München erwartet.

US-Vertreter: NATO-Mitgliedschaft der Ukraine noch auf dem Tisch

Die USA haben nach Angaben eines hochrangigen Beamten gegenüber Russland eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine oder eine Rückkehr zu den Grenzen von vor 2014 nicht ausgeschlossen. "Im Moment liegt das noch auf dem Tisch", sagte John Coale, der stellvertretende Ukraine-Beauftragte von Präsident Donald Trump, in einem Reuters-Interview auf eine entsprechende Frage.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte am Mittwoch den militärischen Verbündeten der Ukraine in Brüssel mitgeteilt, eine Rückkehr zu den ukrainischen Grenzen von vor 2014 sei unrealistisch und für die USA sei eine NATO-Mitgliedschaft Kiews nicht Teil einer Lösung zur Beendigung des Krieges. Die Äußerungen lösten die Sorge aus, dass die USA dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bereits vor Beginn von Gesprächen zur Beendigung des Kriegs Zugeständnisse gemacht haben.

Rückzieher von Verteidigungsminister Hegseth

Am Donnerstag schien Hegseth einen Rückzieher zu machen und sagte auf einer Pressekonferenz, dass bei den Verhandlungen über den Ukraine-Krieg "alles auf dem Tisch" liege. Es liege an Trump, zu entscheiden, welche Zugeständnisse er machen wolle. Trump sagte in Washington, er glaube nicht, dass Russland der Ukraine eine NATO-Mitgliedschaft "erlauben" werde.

Coale sagte, die formellen Verhandlungen über die Ukraine hätten noch nicht begonnen. Die USA würden noch mit den Europäern und Ukrainern darüber diskutierten, wie man den Konflikt am besten beenden könne. "Die Europäer wollen, dass dieser Krieg beendet wird", sagte Coale. Sie seien mehr als bereit, sich an der militärischen Unterstützung Kiews zu beteiligen. Es gebe Zweifel ob sie 100 Prozent geben würden. "Aber alles, was ich höre, deutet darauf hin, dass sie wirklich bereit sind, sich zu engagieren."

"Putin scheint bereit zu sein, mitzuspielen"

Putin scheine bereit zu sein, Verhandlungen mit der Ukraine ohne Vorbedingungen aufzunehmen, sagte Coale. "Putin scheint bereit zu sein, mitzuspielen, aber wir sind nicht sicher, was das bedeutet. Ich denke, er ist bereit zu reden." Auf die Frage, ob die USA Putin im Vorfeld zu viel zugestanden hätten, sagte Coale: "Einige Leute haben unpassend geredet, aber ich glaube nicht, dass wir irgendetwas zugestehen." Bei Putin und den Russen wisse man das nicht. "Versuchen sie, mit uns zu spielen? Oder sind sie aufrichtig? Wenn man sich dann an einen Tisch setzt, findet man das schnell heraus."

Coale ist in dieser Woche mit Trumps Ukraine-Beauftragtem General Keith Kellogg bei der Sicherheitskonferenz in München. Kelloggs Name war aber nicht auf einer Liste von Trump, in der aufgeführt wurde, welche Kabinettsmitglieder die offiziellen Gespräche zur Beendigung des Krieges leiten würden.

Coale sagte, Steve Witkoff, der US-Beauftragte für den Nahen Osten, werde bei den Verhandlungen helfen und die Leitung der Gespräche mit Russland übernehmen. Kellogg und er seien an den Gesprächen mit den Europäern und Ukrainern beteiligt. 

Kommentare