Guaidó und Maduro messen ihre Kräfte auf der Straße

Guaidó und Maduro messen ihre Kräfte auf der Straße
Der autoritäre Staatschef und der selbst ernannte Interimspräsident haben sich in eine Pattsituation manövriert.

Seit Wochen liefert sich Juan Guaidó einen erbitterten Machtkampf mit dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro - jetzt will der selbst ernannte Interimspräsident mit Großdemonstrationen im ganzen Land den Druck nochmals erhöhen. „Venezolaner - lass uns auf die Straße gehen“, sagte Guaidó am Samstag in einer Videobotschaft. „Sie werden uns nicht von der Straße bekommen, bis wir unsere Freiheit erlangt haben.“

„Es sterben Menschen“, rief ein aufgebrachter Demonstranten den Beamten bei der Demonstration am Samstag entgegen. „Wir sind hier, weil wir die Geduld verlieren. Uns verfault das Essen.“ Kürzere Stromausfälle gehören in Venezuela zwar zur Normalität, aber ein mehrtägiger Ausfall ist auch für das krisengebeutelte Land ungewöhnlich.
Weil etwa auch zahlreiche Krankenhäuser von der Elektrizität abgeschnitten waren, sollen nach Angaben der Opposition 79 Menschen wegen des Stromausfalls gestorben sein. Die Regierung wies die Behauptung zurück. Am Samstag wurde bereits von einem erneuten Stromausfall berichtet.

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Die Lage in Venezuela festgefahren. Obwohl viele Menschen mit der Situation unzufrieden sind und Guaidó auf breite internationale Unterstützung zählen kann, verfügt er über keine ausreichend starke Machtposition, um den Regierungswechsel zu erzwingen. Maduro wird zwar auf der Weltbühne immer mehr zum Außenseiter, kann daheim aber weiterhin auf die Unterstützung des mächtigen Militärs zählen
Während Guaidó zuletzt durch die Region reiste, um für Unterstützung für seine Gegenregierung zu werben, will er jetzt mit den neuen Demonstrationen wieder den Druck auf der Straße erhöhen. Der Ärger vieler Venezolaner über die Stromausfälle könnte ihm dabei in die Karten spielen. „Wir gehen auf die Straße, gegen ein unrechtmäßiges, korruptes und unfähiges Regime, das unser Land in die Dunkelheit geführt hat“, schrieb er auf Twitter. „Das Ende der unrechtmäßigen Machtübernahme wird auch das Ende der Finsternis sein.“
Für Samstag trommelte auch Maduro seine Anhänger zusammen. „Heute sind wir - mehr als jemals zuvor - Antiimperialisten. Wir werden niemals aufgeben“, twitterte er. „Das US-Imperium hat mal wieder das Bewusstsein und die Entschlossenheit des venezolanischen Volkes unterschätzt. Jeder Versuch einer imperialistischen Aggression wird mit einer entschlossenen Reaktion von uns Patrioten beantwortet. Wir verteidigen mit Mut unser Vaterland.“

Guaidó und Maduro messen ihre Kräfte auf der Straße

Guaidó hatte sich am 23. Januar selbst zum Interimspräsidenten erklärt und Staatschef Maduro damit herausgefordert. Die Wiederwahl des Sozialisten im vergangenen Jahr soll nicht den demokratischen Spielregeln entsprochen haben. Deutschland, die USA, zahlreiche EU-Staaten und viele lateinamerikanische Länder haben Guaidó bereits als rechtmäßigen Übergangspräsidenten anerkannt.
Viele Venezolaner leiden zudem unter der katastrophalen Versorgungslage in dem einst reichen Land. Aus Mangel an Devisen kann das ölreichste Land der Welt kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs für die Not leidende Bevölkerung einführen. Viele Menschen hungern, über drei Millionen Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen.
Zuletzt legte ein massiver Stromausfall das Land weitgehend lahm. Die Regierung machte einen von den USA geplanten Cyberangriff auf das wichtigste Elektrizitätswerk dafür verantwortlich. Die Opposition sprach dagegen von Schlamperei, Korruption und Misswirtschaft.

 

In Caracas stoppten Sicherheitskräfte allerdings immer wieder Demonstranten auf ihrem Weg zur Avenida Victoria im Zentrum der Hauptstadt. „Wir leben in einer Diktatur - wir wollen Demokratie“, sagte ein Demonstrant im Fernsehsender TVV. An mehreren Stellen blockierten Bereitschaftspolizisten die Straße und ließen die Menschen nicht passieren, wie im Fernsehen zu sehen war. Medienberichten zufolge setzten die Beamten teilweise auch Pfefferspray ein.

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