Von Lara Güven
Erfreut nahm AfD-Kandidat Robert Sesselmann am Sonntag einen Strauß blauer Rosen entgegen. Anlass zur Feier: sein historischer Wahlsieg im thüringischen Landkreis Sonneberg. Zum ersten Mal schaffte es ein Kandidat der vor zehn Jahren gegründeten rechtsextremen AfD in ein kommunales Spitzenamt. Experten vermuten, es werde nicht das letzte Mal sein.
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Zwar erhielt der amtierende Gegenkandidat Jürgen Köpper ausgesprochene Unterstützung der Linken, SPD, Grünen und FDP, dennoch wird Sesselmann ihn nun als Landrat ersetzen. Vor allem der Fokus auf Energie- und Flüchtlingspolitik in Sesselmanns Wahlkampagne überzeugte 52,8 Prozent der Wähler.
Das Wahlergebnis ist von symbolischer Bedeutung: Es wird „der AfD neuen Mut geben“, so Politikwissenschaftler Jürgen Falter.
Tonangebende Wahlen
Sonneberg ist einer der 294 Landkreise Deutschlands. Sie entstehen aus Gruppen von Gemeinden und verwalten sich eigenständig (Bauanträge, Förderung der Wirtschaft auf kreisweiter Ebene). Der Landkreis Sonneberg besteht aus 69 Gemeinden, die nun von Landrat Sesselmann vertreten werden.
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Das Wahlergebnis von Sonntag könnte durchaus tonangebend für die bevorstehenden Landtagswahlen und Kommunalwahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sein. Oder, wie es der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer formuliert: „Wenn es nicht zu einem dramatischen Stimmungswechsel kommt, könnten die Landtagswahlen und die Kommunalwahlen im kommenden Jahr zu einem Triumphzug der AfD werden.“
Fruchtbarer Boden
Seit ihrer Gründung im Jahr 2013 ist die AfD in Regionen Ostdeutschlands fest verwurzelt. Zwar gab es bis zuletzt keine Wahlsiege, dennoch gewinnt die blaue Partei immer schneller an Beliebtheit unter den Wählern. Unzufriedenheit mit der amtierenden Ampelregierung in Berlin und das Thema Migration könnte bei den Landtagswahlen zu einem Stimmenzuwachs bis auf 30 Prozent führen: „Das ist ein fruchtbarer Boden für die AfD.“
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Bundesweit weisen Umfragen der AfD zuletzt schon 20 Prozent Wählerpotenzial aus – die Rechtspopulisten liegen damit schon vor der SPD. Trotz steigender Popularität werde die AfD bundesweit aber nicht so bald regieren, so Vorländer. Dazu fehlen ihr mögliche Koalitionspartner. Dennoch wird es immer schwieriger, Wahlen gegen die Rechtsextremen zu gewinnen: Große Bündnisse der übrigen Parteien sind nötig, um die Regierungsmehrheit zu erreichen.
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