Großbritannien: Wende im Nowitschok-Krimi

Großbritannien: Wende im Nowitschok-Krimi
Ermittler wissen angeblich, wer für den Gift-Anschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter verantwortlich ist

Großbritannien.

Täter-Gruppe dürfte über britische Flughäfen ein- und ausgereist sein. London dementiert. Das Bild scheint sich zusammenzufügen. Britischen Medienberichten zufolge haben Ermittler jene Personen identifiziert, die für den Giftanschlag auf den russisch Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter verantwortlich sind. Es handle sich um mehrere Personen, berichtete die Nachrichtenagentur Press Association (PA) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Ermittler. Man sei sicher, dass es sich bei den Verdächtigen um russische Staatsbürger handle.

Yulia Skripal und Sergej Skripal, der Informationen an Großbritannien weitergegeben hatte, haben den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok im vergangenen März überlebt und befinden sich nach ihrer Genesung an einem geheim gehaltenen Ort.

An einer hohen Dosis Nowitschok gestorben ist hingegen Anfang Juli die Britin Dawn Sturgess. Sie und ihr Lebensgefährte Charles Rowley hatten sich Ende Juni mit Nowitschok kontaminiert. Rowley befindet sich nach wie vor in Behandlung, soll aber ansprechbar sein.

In der Wohnung der beiden war der Polizei zufolge ein Gefäß mit Nowitschok gefunden worden. Medien zufolge soll es sich um ein Flakon mit vergiftetem Parfum handeln. Ausgegangen wird davon, dass das Paar das Fläschchen bei einem Besuch in der Stadt Salisbury, wo die Skripals vergiftet worden waren, gefunden, aufgehoben und in ihre Wohnung im nahen Amesbury mitgenommen hatte. Sturgess, so die Vermutung, soll sich das Gift ins Gesicht und auf die Arme gesprüht haben. An ihr wurde eine zehnfach höhere Dosis Nowitschok festgestellt als bei den Skripals.

Die Vermutung der Ermittler: Nach dem Attentat auf die Skripas dürften die Täter das Gift-Gefäß auf der Flucht einfach weggeworfen haben. Nicht letztgültig bestätigt ist jedoch, ob das Nowitschok aus dem Fläschchen und jenes, mit dem die Skripals vergiftet wurden, aus derselben Produktionsreihe stammen. Ergebnisse einer dahingehenden Untersuchung sind noch nicht öffentlich bekannt.

Britische Medien und Geheimdienstkenner spekulieren, dass letztlich Charles Rowley den entscheidenden Hinweis zur Identifizierung gegeben haben könnte. Laut PA wurden die Verdächtigen durch die Auswertung tausender Stunden von Videomaterial aus Überwachungskameras ( CCTV) sowie von Daten der Einwanderungsbehörde von Flughäfen identifiziert. Sollte Rowley in der Lage gewesen sein, den Ermittlern den Fundort des Flacons mitzuteilen, könnte das die Auswertung von CCTV-Material massiv beschleunigt haben.

Offiziell wollten die Ermittler die Identifizierung der mutmaßlichen Täter nicht bestätigen. Auf Nachfrage der BBC gab es dazu keinen Kommentar. Sicherheitsminister Ben Wallace dementierte ausdrücklich.

Die britische Regierung hat nach dem Attentat und zwei Wochen vor der Präsidentenwahl in Russland Moskau für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die russische Regierung dementiert aber bis heute eine Beteiligung an dem Attentat.

Der russische Botschafter in Großbritannien verlangte am Donnerstag von den britischen Behörden eine offizielle Erklärung zu den neuen Verdächtigungen. Solche wolle er nicht aus der Presse erfahren, so der Diplomat, der zugleich russischen Zugang zu den britischen Ermittlungen verlangte.

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