Griechenlands reiche Politiker

Außenminister Venizelos ist mit 1,8 Mio. Euro und 26 Immobilien der Reichste.

Manch Griechen wird die Lektüre der jetzt veröffentlichten Vermögenslisten der 700 Abgeordneten und Regierungsmitglieder schwer auf den – leeren – Magen schlagen. Die Kaufkraft der griechischen Privathaushalte ist in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um 38 Prozent geschrumpft. Ein Drittel der Griechen gilt als „armutsgefährdet“. Eine der drastischen Folgen: Immer mehr verzweifelte Mütter sehen keinen anderen Ausweg mehr, als ihre Kinder im Kinderheim abzugeben, weil sie nichts mehr zu essen haben. Hingegen deklarierte Vizepremier Evangelos Venizelos für 2012 folgendes Bankguthaben: 1,6 Millionen Euro, 84.000 Pfund und 129.000 Dollar – macht in Summe 1,793.387 Euro. Damit nicht genug: 26 Immobilien nennen der Chef der sozialistischen Pasok-Partei und seine Frau, die viel Geld mit in die Ehe brachte, ihr Eigen.

Venizelos ist damit der reichste Politiker des krisengeschüttelten Landes – und verhasst. Im Volk hat er den Beinamen „Diener der Troika“ (EU, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds) und deren rigiden Sparkurs.

Ministerpräsident Antonis Samaras schlüsselte sein Bankvermögen von 304.077 Euro wie folgt auf: 266.304 Euro, 24.000 Pfund und 12.800 Dollar. Außerdem besitzt er 3500 Aktien der Reederei Anen Lines und – gemeinsam mit seiner Frau – 13 Wohnungen, Geschäftslokale und Grundstücke.

1,3 Millionen Euro für 138

Kein besonders gutes Licht wirft die im Internet bis 17. Jänner abrufbare Vermögensaufstellung auf den Vizeminister für Wachstum, Notis Mitarakis. Der Politiker der konservativen Nea Dimokratia wirbt eifrig dafür, das Geld im eigenen Land zu investieren. Er selbst blätterte hingegen satte 1,3 Millionen Euro für eine 138 Quadratmeter große Wohnung in London hin.

Die meisten Politiker besitzen aber Immobilien in Griechenland. Der Marineminister hat beispielsweise 68, die konservative Abgeordnete Georgia Martinou gleich ein Imperium von 156. Die lange Liste der Liegenschaften in der Hand von Abgeordneten ist denn wohl auch einer der Gründe für den anhaltenden Widerstand gegen die vom Finanzminister geplante Immobilienbesteuerung.

Noch einer sticht aus der Liste der Top-Politiker heraus: der langjährige Chef der Bankangestellten-Gewerkschaft, Dimitris Tsoukalas. Der Vertreter der linkspopulistischen Syriza-Partei, die gegen Reiche agitiert, hat selbst gut eine Million Euro auf seinem Konto. Sein Parteichef Alexis Tsipras, der alle Umfragen anführt, gibt sein Bankguthaben hingegen mit 100 Euro an. Dabei verdient er als Abgeordneter 72.330 Euro im Jahr.

Angaben wie diese lassen die skeptischen Griechen rätseln, wie glaubhaft die Liste ist. Einer musste sich schon der Justiz stellen: Ex-Verteidigungsminister Tsochatzopoulos soll für Rüstungsaufträge mindestens 53 Millionen Euro Schmiergeld eingestreift und verschwiegen haben. Er muss 613.000 Euro Strafe zahlen und wurde zudem wegen Geldwäsche zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Kommentare