Griechenland-Krise: Warten auf Angela Merkel

Grexit: Die Stimmung in CDU und SPD kippt, der Druck auf die Kanzlerin steigt.

Der nationale Weg, den Griechenland geht, bedeutet in letzter Konsequenz, dass es nicht mehr Teil der Euro-Familie sein will und auch nicht mehr bleiben kann.“

Diesen Satz hat die Bild-Zeitung Angela Merkel in einer fiktiven Rede in den Mund gelegt. Er zeigt nicht nur, in welche Richtung der Boulevard und damit auch die öffentliche Meinung tendieren, sondern auch die Zerrissenheit der deutschen Regierung: Denn selbst im Umfeld von Kanzlerin Angela Merkel, die bisher einen Grexit kategorisch ausschloss, wird über einen Griechen-Austritt gesprochen.

Finanzminister Schäuble, der an der Spitze der Griechen-Kritiker in der CDU steht, hat zwar mittlerweile nicht mehr das Heft bei den Verhandlungen in der Hand, aber eine nicht zu unterschätzende Zahl an Rausschmiss-Befürwortern hinter sich. Führende Köpfe wie Innenausschuss-Vorsitzender Wolfgang Bosbach hat gar seinen Rücktritt angekündigt, sollte die Regierung den Griechen ein drittes Hilfspaket gewähren wollen. Auch im Parteipräsidium Anfang der Woche wurde offen über einen Grexit diskutiert – etwas, das bis vor kurzem angesichts der Außenwirkung undenkbar gewesen wäre.

"Wir lassen uns nicht erpessen"

Auch die Töne in der SPD, dem Koalitionspartner der Union, werden schärfer. Parteivorsitzender Sigmar Gabriel, bisher den Griechen eher freundlich zugetan, ließ zuletzt martialisch wissen, dass Berlin „sich nicht mehr erpressen“ lasse. Auch eine Rettung der Griechen „um jeden Preis“ schloss er aus, Rückendeckung in seiner Partei inklusive. Dasselbe hörte man kurz danach aus der CDU: Falls Athen nicht endlich ein solides Reformpaket vorlege, sei "notfalls ein Grexit hinzunehmen", so der parmalentarische Geschäftsführer Michael Grosse-Brömer.

Finanzminister Schäuble wird morgen in Brüssel auf seinen ungeliebten Kollegen Varoufakis treffen, eine Einigung wird aber auch dort nicht erwartet; ein Gipfel am Wochenende könnte zum Showdown werden. Wie Angela Merkel auf den Druck aus den eigenen Reihen reagiert, wird mit Spannung erwartet. Morgen hält sie eine Rede im Bundestag, in der auch eine Richtungsvorgabe in der Griechenland-Krise erwartet wird.

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