Neben Spanien, Polen und Deutschland ist Großbritannien eines der Hauptzielländer in Europa für Ukrainer, die sich retten konnten. Aber anders als viele EU-Staaten verlangt London Anträge in Visa-Zentren, wo biometrische Daten erfasst und Sicherheitsprüfungen durchgeführt werden, auch um zu verhindern, dass sich russische Agenten einschleichen.
Die Verzögerungen dadurch stoßen seit Tagen auf Kritik von Opposition und sogar Ministern. Dass bisher nur Leute mit Familienangehörigen in Großbritannien Visa beantragen können –für zunächst drei Jahre –, empfinden Kritiker als kleinlich.
Innenministerin Priti Patel werden Bürokratie, Inkompetenz und Unmenschlichkeit vorgeworfen. Laut Guardian fragen manche sogar, ob Johnson noch hinter ihr stehe.
Zu Wochenbeginn hatten etwa erst 300 Ukrainer britische Visa erhalten; das kleinere Irland kam da schon auf 1.800. Mitte der Woche lag man bei 1.000 Visa von 22.000 Anträgen. Zu Empörung führten Berichte von Hunderten, die von Calais zu Visazentren in Lille, Paris oder Brüssel geschickt wurden. Der 83-jährigen Nina wurde laut Sun bei einem solchen in Polen gesagt, sie müsse auf einen Termin warten; ein Visum könnte zwei Wochen dauern.
"Sollen vorsichtig sein"
Patel versprach, zumindest manche Visa-Verfahren ab Dienstag zu vereinfachen. Dann dürfen Ukrainer mit Reisepass und Familie in Großbritannien Anträge online abwickeln. London will auch eine Hotline und Website einrichten.
„Leute wollen, dass wir großzügig, aber vorsichtig sind“, sagte Johnson am Freitag und versprach, die Visazahlen würden „sehr stark ansteigen“.
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