Giftaffäre: Labor konnte Nowitschok-Herkunft nicht klären
Einen Monat nach dem Attentat auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal hat ein britisches Forschungslabor keine "präzise Quelle" für das eingesetzte Gift herausfinden können.
Bisher sei nur der Nachweis gelungen, dass bei dem Attentat Nowitschok oder ähnliche Substanzen verwendet worden seien, sagte am Dienstag Gary Aitkenhead, Chef eines Laboratoriums der Forschungsanlage Porton Down, dem britischen Sender Sky News. Aber: "Wir haben seinen genauen Ursprung nicht identifiziert." Die wissenschaftlichen Informationen aus den Analysen seien an die britische Regierung gegangen, die dann zusammen mit anderen Hinweisen ihre Rückschlüsse gezogen habe, betonte Aitkenhead.
Das Nervengift Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion hergestellt. London hat daher Moskau als Drahtzieher des Anschlags beschuldigt - aber in den vergangenen vier Wochen öffentlich keine handfesten Beweise dafür vorgelegt.
Ausweisung von Diplomaten
Der Streit führte zu einer schweren diplomatischen Krise. Russland hatte Ende vergangener Woche die Ausweisung von etwa 150 seiner Diplomaten aus rund 25 Ländern und der NATO damit beantwortet, dass es die gleiche Zahl ausländischer Diplomaten des Landes verwies.
Die Forschungsanlage Porton Down liegt nahe der südenglischen Kleinstadt Salisbury. Dort waren am 4. März Sergej Skripal und seine Tochter Julia bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Beide kamen in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus, inzwischen ist die Tochter auf dem Weg der Besserung.
Nach Angaben des britische Außenministers Boris Johnson gibt es Beweise, dass Moskau auch in den vergangenen Jahren das Nervengift Nowitschok produziert und gehortet habe. Der Kreml weist die Vorwürfe strikt zurück: Die Substanz könnte auch in Großbritannien und anderen Ländern hergestellt worden sein, betont der Kreml.
Johnson hatte zudem behauptet, die Entscheidung, Skripal zu vergiften, sei "höchstwahrscheinlich" vom russischen Präsidenten Wladimir Putin selbst getroffen worden. Diese Äußerung hatte Moskau empört als haltlos zurückgewiesen.
Sondersitzung des OPCW-Exekutivrats zum Fall Skripal
Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) berät an heute, Mittwoch, über den Fall Skripal. Die Sondersitzung des OPCW-Exekutivrats findet auf Antrag Russlands unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Den Haag statt. Die Affäre um die mutmaßliche Nervengift-Attacke auf zwei Russen in Großbritannien hatte zu erheblichen diplomatischen Spannungen zwischen dem Westen und Russland geführt. Großbritannien beschuldigt Russland, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Moskau bestreitet dies vehement und fordert indes eine Entschuldigung von Großbritannien.
"Auf irgendeine Weise muss man sich bei Russland entschuldigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Dienstag bei einem Besuch von Präsident Wladimir Putin in der Türkei. Peskow sagte dazu, die britische Theorie habe sich nicht bestätigt, weil es unmöglich sei, sie zu bestätigen. Russland habe von Anfang an gesagt, dass es nichts mit dem Fall zu tun habe. Der britische Außenminister Boris Johnson und Premierministerin Theresa May müssten ihren EU-Kollegen in die Augen schauen, sagte Peskow. Aus Solidarität mit Großbritannien hatten Dutzende westliche Länder zahlreiche russische Diplomaten ausgewiesen, Österreich ist nicht darunter. Russland hatte im Gegenzug das Gleiche getan.
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