Ghalibaf als Parlamentspräsident im Iran überraschend wiedergewählt

Ghalibaf als Parlamentspräsident im Iran überraschend wiedergewählt
Offenbar keine Kandidatur für das nach Unfalltod Raisis vakante Amt des Staatspräsidenten.

Der frühere General und amtierende Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf ist erneut in seinem Amt an der Spitze der iranischen Nationalversammlung bestätigt worden. 198 der 290 Abgeordneten stimmten am Dienstag für den 62 Jahre alten Politiker, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete.

Seine Wiederwahl kommt überraschend, nachdem ihm bei der diesjährigen Parlamentswahl noch eine Niederlage nachgesagt wurde, als er in der Hauptstadt Teheran nur auf Platz vier ins Parlament einzog. Beobachter hatten auch damit gerechnet, dass er nach dem Tod von Staatspräsident Ebrahim Raisi für dieses Amt antreten könnte.

Ghalibaf als Parlamentspräsident im Iran überraschend wiedergewählt

Wer ist Ghalibaf?

Geboren 1961 in der nordöstlichen Metropole Mashhad, wo auch Raisi herstammte, wurde Ghalibaf schon in jungen Jahren zum General ernannt und agierte als Kommandant einer Division der iranischen Revolutionsgarden im Iran-Irak-Krieg (1980-88). Wegen seiner politischen Ambitionen studierte er gleichzeitig politische Geografie und erhielt 2001 von der Tarbiat-Modares-Universität in Teheran den Doktortitel.

Im Jahr 2005 gab Ghalibaf seine militärischen Aufgaben ab und widmete sich ganz der Politik. Im selben Jahr nahm er an der Präsidentenwahl teil, verlor aber gegen den späteren Wahlsieger Mahmoud Ahmadinejad. 2005 wurde er Bürgermeister in Teheran. Seine Arbeit in der Hauptstadt wurde überschattet von Korruptionsvorwürfen. Bei einem weiteren Anlauf für das Präsidentenamt 2013 scheiterte Ghalibaf erneut. Seine Kandidatur 2017 zog er schließlich zurück.

Kritikern des Systems und moderaten Politikern dürfte seine unterstützende Rolle bei der Niederschlagung der Studentenproteste von 1999 in seiner damaligen Funktion als Kommandant in Erinnerung sein. Ghalibaf gilt als konservativer Opportunist, mit Unterstützung der technokratischen Fraktion der Revolutionsgarden, der Elitestreitmacht des Iran.

Das Parlament ist die gesetzgebende Institution des Iran. Die eigentliche Macht konzentriert sich aber auf die Staatsführung, mit Religionsführer Ali Khamenei an der Spitze.

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