Vor Konfrontation zwischen türkischer und syrischer Armee
Als "Weltkrieg im Kleinformat" beschreibt ein Kommentator der kurdischen Nachrichtenagentur ANF-News das, was sich derzeit gerade um das Städtchen Al Bab östlich von Aleppo abspielt. Das mag wohl auch an der politischen Ausrichtung der Agentur liegen – ANF-News steht der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe –, aber die Gemengelage in der Region hat es tatsächlich in sich.
Kurdischer Korridor
Der syrische Angriff auf türkische Stellungen in Syriens kann als Warnschuss verstanden werden. Al Bab ist für alle Akteure in nächster Umgebung von Bedeutung. Und wie eng es in dem Gebiet ist, verdeutlicht: Der vom IS gehaltene Streifen in dem Gebiet, der derzeit türkische und syrische Truppen trennt, ist kaum 15 Kilometer breit. Damit liegen beide Armeen in Reichweite ihrer Artillerie und in der Luft kommen sich Jets beider Staaten gefährlich nahe.Dem aber nicht genug. Vor allem für die derzeit voneinander getrennten kurdisch kontrollierten Gebiete im Osten (Rojava) und Westen Syriens (Afrin) wäre die Region ein Verbindungs-Korridor. Derzeit bilden Rojava und Afrin praktisch einen territorial getrennten Staat im nicht mehr wirklich existierenden Staat Syrien. Und gerade jetzt widmet sich die türkische Allianz seit einer Woche auch wieder weniger dem IS als den Kurden in der Region. Es kam zu schweren Kämpfen. Das erhärtet Vermutungen, dass die Türkei vor allem ein Ziel in der Region hat: einen kurdischen Groß-Kanton verhindern.Der türkische Präsident Erdoğan selbst hatte gesagt, dass man nach Al Bab auf die Stadt Manbij marschieren werde. Manbij wird von den SDF kontrolliert.
Diese aber wiederum werden von den USA aktiv im Kampf gegen den IS unterstützt, von der Türkei aber als PKK-nahe betrachtet. Seit November läuft eine SDF-Offensive auf die IS-Stadt Al Rakka. Diese kam wegen der Kämpfe zwischen dem NATO-Staat Türkei und dem US-Verbündeten SDF bei Manbij aber zum Stehen. Am Donnerstag starb erstmals ein US-Soldat an der SDF-Front mit dem IS.Kein Ost-Aleppo mehr?Im belagerten Ost-Aleppo geht indes Nahrung aus. 250.000 sitzen dort fest. UN-Gesandter de Mistura warnte, sollte das Bombardement der Stadt in der Intensität weitergehen, werde Ost-Aleppo zu Weihnachten nicht mehr existieren.
Kommentare