Gedenkgottesdienst in Oslo nach Terroranschlag in LGBTQ-Bar
Nach einem mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlag in Oslo will Norwegen am Sonntag mit einem Trauergottesdienst der Opfern der Gewalttat gedenken. Ein Angreifer hatte in der Nacht auf Samstag in einer insbesondere von der LGBTQ-Community frequentierten Bar und mehreren anderen Orten Schüsse abgefeuert und damit zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt. Der Geheimdienst PST stufte die Attacke als islamistischen Terroranschlag ein.
Kronprinz Haakon von Norwegen und Kronprinzessin Mette-Marit wollen am Sonntagvormittag an dem Gottesdienst im Osloer Dom teilnehmen, wie der Sender NRK unter Berufung auf die Kirche berichtete. Sie waren auch am Samstag bei einem Gedenkakt dabei gewesen. Zudem wurden am Sonntag auch Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und weitere Politiker erwartet. "Dies rüttelt unsere ganze Gesellschaft auf", sagte eine Vertreterin der Kirche, Kristin Gunleiksrud Raaum, NRK zufolge. "Alle von uns, die queer sind, müssen nun von allen anderen Solidarität und Unterstützung erfahren."
In Österreich hatte sich am Samstag Bundespräsident Alexander Van der Bellen "tief betroffen" gezeigt. Es handle sich um eine Angriff "uf unschuldige Menschen" Sowie "auf unsere Art zu leben und zu lieben und auf unsere liberale Demokratie", schrieb der Bundespräsident auf Twitter.
Der Nachtclub "London Pub" - das Hauptziel der Angriffe - gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene (LGBT). Auf der eigenen Internetseite beschreibt sich der Club als beste "Gay Bar" der Stadt und "Schwules Hauptquartier seit 1979". Viele feierten dort ins Wochenende hinein: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder eine riesige Pride-Parade stattfinden sollen - sie fiel jetzt wieder aus und soll zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden.
Bei dem Angreifer, den die Polizei kurz nach der Tat mithilfe von Zivilisten festnahm, soll es sich um einen Norweger mit iranischen Wurzeln handeln. Am Samstagnachmittag wurde er erstmals verhört. Er sei misstrauisch gegenüber der Polizei, sagte sein Verteidiger John Christian Elden danach dem Sender NRK. Man müsse vorsichtig mit Spekulationen sein, was das Motiv angehe. Auch der mentale Gesundheitszustand des Verdächtigen soll untersucht werden.
Eigentlich gilt Norwegen als friedliches Land. Doch der rechtsextrem motivierte Terroranschlag vor elf Jahren auf Utøya mit 77 Todesopfern hat eine tiefe Wunde in das Gefühl der Sicherheit gerissen. Wieder einmal sei das Land von einer brutalen Attacke auf Unschuldige getroffen worden, sagte Regierungschef Støre am Samstag und versicherte der queeren Gemeinschaft: "Wir stehen an eurer Seite." Umringt von einer großen Menschentraube legten er und Kronprinz Haakon gemeinsam am Tatort Blumen nieder. Das Glockenspiel des Rathauses spielte "Somewhere over the Rainbow".
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