Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll
Vereinbarung sieht sechswöchige Waffenruhe vor - Hamas soll zunächst 33 israelische Geiseln freilassen.

Knapp vor der Inauguration Donald Trumps am kommenden Montag gab dieser nun am Mittwoch bekannt, dass eine Einigung zu den "Geiseln in Nahost" erzielt wurde. "Sie werden bald freigelassen werden", teilte Trump mit. Israel und die radikal-islamische Hamas einigten sich auf eine Feuerpause in dem seit 15 Monaten anhaltenden Konflikt, bei dem mehr als 40.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Dies teilten die Vermittler Katar, USA und Ägypten im Laufe des Abends mit. Die Hamas nannte die Vereinbarung einen großen Erfolg.

Die Feuerpause solle am 19. Jänner beginnen, sprich am Tag vor dem Amtseid von Trump.

Die Waffenruhe soll von den USA, Katar und Ägypten überwacht werden. Es werde ein "Überwachungsmechanismus" in Kairo installiert, wo ein aus Vertretern der drei Ländern bestehendes Team die Einhaltung der Vereinbarung kontrollieren werde, erklärte der katarische Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani. Die drei Länder hatten zuvor in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vermittelt.

Die EU-Kommission reagierte erleichtert auf die Vereinbarung. "Geiseln können mit ihren Angehörigen wieder vereint werden und humanitäre Hilfe kann Zivilisten im Gazastreifen erreichen", erklärte Kommissionspräsidentin Ursula on der Leyen am Mittwochabend im Onlinedienst X. Dies bringe "Hoffnung für die gesamte Region, in der die Menschen viel zu lange unermessliches Leid erlitten haben".

Israel: Noch Details zu finalisieren

Konkret dreht sich besagtes (von beiden Seiten noch nicht offiziell verkündetes) Abkommen um eine Waffenruhe sowie die Freilassung von israelischen Geiseln, die am 7. Oktober 2023 verschleppt worden waren. 

Die israelische Regierung wird einem Insider zufolge am Donnerstag vermutlich mehrheitlich für die Annahme der Vereinbarung stimmen, wird aus Regierungskreisen verlautet. Wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mitteilte, seien in letzter Minute vorgebrachte Forderungen der Hamas von Israels Regierungschef erfolgreich abgewiesen worden. Es gebe "in dem Entwurf noch mehrere ungeklärte Klauseln und wir hoffen, dass die Details heute Abend finalisiert werden", hieß es in der Mitteilung.

Die Nachricht über die Einigung zwischen Israel und der Hamas auf eine Waffenruhe im Gazastreifen hat in dem Palästinensergebiet Jubel ausgelöst. Tausende Menschen versammelten sich in Gruppen auf den Straßen um zu feiern, die Menschen tanzten, umarmten einander und fotografierten sich.

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

.

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Erster Schritt für längerfristige Lösung?

Zahlreiche Versuche hatten die Verhandler benötigt - einige Male war man knapp vor einem Abkommen gestanden, das jedoch entweder von der Hamas oder von den rechtsextremen Koalitionspartnern der Regierung Netanjahu torpediert wurde. Jetzt stehen Waffenruhe und Geisel- beziehungsweise Gefangenenaustausch - das könnte den Weg zu einer längerfristigen Lösung ebnen.  

Was wurde sonst vereinbart, wie geht es mit dem Gazastreifen weiter – und was sind die letzten Stolpersteine für ein Abkommen? Der KURIER hat die wichtigsten Fragen und Antworten zum bereits seit 15 Monaten tobenden Krieg in Nahost.

Was genau soll im Abkommen zwischen Israel und der Hamas vereinbart werden? 

Laut ersten Erkenntnissen sieht der Plan drei Phasen und eine 42-tägige Kampfpause vor:

  • In der ersten Phase werden 33 israelische Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, freigelassen, darunter alle festgehaltenen Frauen, Kinder und Männer über 50. Im Gegenzug wird Israel 50 palästinensische Gefangene im Austausch für jede Soldatin und 30 palästinensische Gefangene im Austausch für die übrigen gefangen gehaltenen Zivilisten freilassen.
  • Berichten zufolge wird sich Israel am Ende der ersten Phase des Abkommens vollständig aus dem Philadelphi-Korridor – dem Landstreifen zwischen den Grenzen von Gaza und Ägypten – zurückziehen.
  • Die zweite Phase beginnt – wenn alles gut geht – 16 Tage nach dem Waffenstillstand und konzentriert sich auf die Verhandlungen über die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Männer und Soldaten.
  • In der dritten Phase des Abkommens geht es um langfristige Vereinbarungen, einschließlich Gesprächen über die Bildung einer alternativen Regierung im Gazastreifen und Pläne für dessen Wiederaufbau.

Weitere Einzelheiten der gemeldeten Vereinbarung betreffen die Sicherheit, die von einer internationalen Organisation kontrolliert werden soll, und die Tatsache, dass Israel einer Million Palästinensern die Rückkehr in den nördlichen Gazastreifen gestattet.

Die israelische Seite werde bis zur Freilassung nicht wissen, welche der Geiseln lebend zurückkommen. Es handle sich um Frauen, darunter Soldatinnen, zwei Kinder, Menschen über 50 sowie Verletzte und Kranke. Im Gegenzug sollten 1.000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden, hieß es.

Wie soll es mit dem Gazastreifen weitergehen? 

US-Außenminister Antony Blinken legte am Dienstag einen Plan für den Wiederaufbau und die Verwaltung des Gazastreifens nach dem Krieg zwischen Israel und der Hamas vor:

  • „Internationale Partner“ würden die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) bei der Einrichtung einer Interimsverwaltung im Gazastreifen unterstützen, die die zivilen Angelegenheiten im Gazastreifen, einschließlich Wasser- und Energieversorgung, Gesundheitsfürsorge und Bankwesen, regeln solle.
  • Die Interimsverwaltung würde die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen so bald wie möglich an eine „reformierte“ PA übergeben.
  • Eine vorläufige Sicherheitstruppe, zu der auch Truppen aus „Partnernationen“ gehören würden, würde dazu beitragen, „ein sicheres Umfeld für humanitäre und Wiederaufbaubemühungen“ zu schaffen und den Waffenschmuggel durch die Hamas zu verhindern.
  • Die USA würden eine Initiative ins Leben rufen, „um eine von der Palästinensischen Autonomiebehörde geführte Sicherheitstruppe für den Gazastreifen auszubilden, auszurüsten und zu überprüfen, die sich auf Recht und Ordnung konzentrieren und schrittweise die vorläufige Sicherheitsmission übernehmen soll.

Der Plan soll auf Ideen Israels und der Vereinigten Arabischen Emirate basieren. Eine Übergabe an die Trump-Administration soll bereits vorbereitet worden sein: „Wir sind bereit, diesen Plan der Trump-Administration zu übergeben, damit sie ihn ausarbeiten und umsetzen kann, sobald sich die Gelegenheit bietet“, sagte Blinken vergangene Woche.

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Was ist vom militärischen Flügel der Hamas zu erwarten? 

Nach Informationen des Wall Street Journal soll Mohammed al-Sinwar dabei sein, die Hamas in Gaza wieder aufzubauen. Er ist der jüngere Bruder des am 16. Oktober von Israels Armee getöteten Hamas-Chefs in Gaza, Jihia al-Sinwar.

Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe: Was jetzt passieren soll

Der Krieg habe eine neue Generation von willigen Kämpfern hervorgebracht und den Gazastreifen mit nicht explodierten Sprengkörpern übersät, die zu improvisierten Bomben umgebaut werden könnten, hieß es in dem Bericht.

Es könne sich um Tausende neue Kämpfer handeln. Vor dem Krieg hatte die Hamas 30.000 Männer in ihren Reihen, 17.000 Kämpfer wurden laut israelischen Angaben getötet, Tausende gefangen genommen.

Die Hamas stelle sich jedoch unter Führung Mohammed Sinwars schneller wieder auf, als Israels Armee sie Stück für Stück auslösche, sagte Amir Avivi, ein pensionierter israelischer Brigadegeneral, der amerikanischen Zeitung. Sinwar soll jedoch ebenso mit einem Waffenstillstand und der Freilassung zumindest vorerst von 30 Geiseln einverstanden sein.

Kommentare