Bericht: Mindestens 36 Tote nach israelischen Angriffen

Aid enters Gaza Strip after Israel announces daily pause of hostilities
Laut Angaben von Krankenhäusern und der Hilfsorganisation Roter Halbmond wurden bei israelischen Angriffen in Gaza mindestens 36 Menschen getötet.

Wie die ARD berichtet, meldete das Krankenhaus Al-Awda im Norden des Gazastreifens sieben Leichen. Die Palästinenser seien in der Nähe der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden.

Laut der Hilfsorganisation Roter Halbmond wurden im Gebiet Al-Mawasi 13 weitere Menschen getötet, darunter auch eine Frau, die im siebten Monat schwanger war. In einem Viertel von Khan Younis wurden elf Menschen getötet, an anderen Orten im Gazastreifen fünf weitere.

Bei der Attacke auf ein Wohnhaus westlich von Khan Younis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets seien zudem 20 Menschen verletzt worden, hieß es in der Nacht. Unabhängig überprüfen ließ sich dies zunächst nicht. Vonseiten der israelischen Streitkräfte gab es dazu vorerst keine Angaben.

Humanitäre Feuerpause 

Unter dem Eindruck weltweiter Kritik an ihrer Vorgehensweise in dem Palästinensergebiet hatte die Armee in der Nacht zuvor überraschend angekündigt, bis auf Widerruf jeden Tag von 10.00 bis 20.00 Uhr Ortszeit eine selbst erklärte humanitäre Feuerpause in Teilen des Gazastreifens einzuhalten. Sie gelte in den Gebieten, in denen die Armee nicht im Einsatz sei: in Al-Mawasi im Südwesten, in Deir al-Balah im Zentrum sowie in der Stadt Gaza im Norden.

Auch Internationale Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot im Gazastreifen. Am Sonntag erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass sich die Unterernährung rasant ausbreite und die Hungerskrise "alarmierende Ausmaße" annehme. Laut der WHO ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Unterernährung im Juli signifikant angestiegen. Besonders besorgniserregend ist die Lage in der Stadt Gaza, wo inzwischen fast jedes fünfte Kind akut unterernährt ist. 

Das Gesundheitsministerium, das von der islamistischen Hamas kontrolliert wird, gab an, dass mehr als 100 Menschen an Unterernährung gestorben sind. 80 Prozent von ihnen sollen Kinder gewesen sein.

Kritik von NGOs

Die jüngsten Hilfslieferungen werden allerdings kritisiert. 3.000 Tonnen dringend benötigte Lebensmittel und Produkte zur medizinischen Versorgung konnten das Rote Kreuz und andere humanitäre Organisationen liefern, teilte das Österreichische Rote Kreuz in einer Aussendung mit. 

Eine Woche lang sollen die Grenzen für Hilfslieferungen geöffnet bleiben. "Angesichts der humanitären Katastrophe muss unsere Hilfe jetzt dringend weitergehen. Diese humanitären Pausen können nur der Anfang sein, eine anhaltende Waffenruhe und ernsthafte Friedensverhandlungen sind unbedingt notwendig", so Jürgen Högl, der die internationale Rotkreuz-Hilfe in Ägypten koordiniert

Ärzte ohne Grenzen haben erklärt, dass die Feuerpause und die Hilfslieferungen aus der Luft "nicht ausreichend" sind. Laut der NGO sollte es eine Verteilerliste geben, sodass jede Person weiß, dass sie ein eigenes Hilfspaket erhält.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen begrüßte zwar Israels Feuerpause in einigen Teilen des Gazastreifens, dennoch müsse die Hilfe weiter aufgestockt werden. Es müssten weitere humanitäre Korridore geschaffen werden, damit Lastwagenkonvois durchkommen könnten. 

Juliette Touma, die Sprecherin des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, bezeichnete die Feuerpause als einen Anfang, wies allerdings darauf hin, dass der Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft "teuer und gefährlich" sei. Auf diese Weise können nur geringe Mengen an Hilfslieferungen verteilt werden. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Es wäre besser, Lastwagen über die Grenzen fahren zu lassen, so Touma gegenüber BBC.

"In Gaza keine Hungersnot"

Laut einem Militärsprecher hat Israel auch die Luftlieferung von Hilfsgütern wieder aufgenommen. Etwa sieben Paletten mit Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven wurden über Gaza abgeworfen, berichtet ARD. Weiterhin teilte das Militär mit, dass eine Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser wieder an das israelische Stromnetz angeschlossen wurde. Damit können täglich 20.000 Kubikmeter Wasser produziert werden. Nach Angaben der israelischen Armee gibt es in Gaza keine Hungersnot. "Die israelischen Streitkräfte betonen, dass es in Gaza keine Hungersnot gibt. Dies ist eine falsche Kampagne der Hamas", schrieb die Armee auf X.

Israel wirft der Hamas vor, die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen zu behindern, sie zu plündern und teuer an Notleidende zu verkaufen. Die Hamas wiederum wirft der israelischen Regierung vor, gezielt auf Zivilisten bei Verteilzentren zu schießen, berichtet die ARD.

Hilfsgüter im Gazastreifen

Am ersten Tag der teilweisen Waffenruhe im Gazastreifen sind nach israelischen Angaben mehr als 120 Lkw-Ladungen Hilfsgüter verteilt worden. 

Die UNO und weitere internationale Organisationen hätten die Verteilung übernommen, erklärte die für das Palästinensergebiet zuständige israelische Behörde Cogat am Montag im Onlinedienst X. 

Im gesamten Gazastreifen seien "ausgewiesene sichere Routen" eröffnet worden, um UN-Konvois und Hilfsorganisationen eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen, erklärte die israelische Armee Sonntagfrüh im Onlinedienst Telegram. 

Laut ARD gibt es jedoch widersprüchliche Angaben zur Anzahl der Lkws. Außerdem ist nicht bekannt, wo genau die Lieferungen angekommen sind.

Saudi-Arabien: Mit Konferenz Gewaltspirale beenden

Saudi-Arabien sieht die heute beginnende Konferenz in New York zum Nahost-Konflikt als Versuch, die Gewaltspirale zwischen Israel und Palästinensern zu beenden. Der Konflikt habe zum Tod Zehntausender unschuldiger Zivilisten geführt und "Hass unter den Völkern in der Region und weltweit angefacht", teilte der saudische Außenminister Faisal bin Farhan vor dem Beginn mit. 

Die Konferenz soll konkrete Ergebnisse liefern, um einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und einem palästinensischen Nachbarstaat näherzukommen. 

Israelische Siedler griffen christliches Dorf im Westjordanland an

Israelische Siedler haben nach palästinensischen Angaben ein christlich-palästinensisches Dorf im besetzten Westjordanland angegriffen. Die Siedler hätten in Taybeh bei Ramallah Autos von Palästinensern angezündet und "rassistische Drohungen" auf Hebräisch auf Häuser gesprüht, teilte die Palästinensische Autonomiebehörde am Montag im Onlinedienst X mit. Das palästinensische Außenministerium verurteilte den Angriff als "Siedlerterrorismus".

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, bezeichnete die Angreifer bei X als "extremistische Siedler". Diese "behaupten zwar, dass Gott ihnen das Land gegeben habe. Aber sie sind nichts anderes als Verbrecher, die für jeden Glauben eine Schande sind", fügte er in seinem Post in englischer Sprache hinzu.

In Taybeh und der Umgebung hat es in den vergangenen Monaten mehrere Angriffe von Siedlern gegeben, darunter ein Sprengstoffanschlag auf eine byzantinische Kirche. In dem Dorf leben rund 1.300 zumeist christliche Palästinenser, von denen viele auch die US-Staatsbürgerschaft haben.

Ägyptens Präsident: Trump kann Krieg beenden

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi fordert US-Präsident Donald Trump auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden und die Einreise von Hilfsgütern in die Enklave zu ermöglichen. "Er ist in der Lage, den Krieg zu beenden", sagt Sisi in einer Fernsehansprache. 

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