Offener Krieg bei den Le Pens
Jahrelang war Jean-Marie Le Pen der Inbegriff des französischen Front National. Selbst als seine Tochter Marine schon längst den Vorsitz der rechtspopulistischen Partei übernommen hatte, blieb der Patriarch mehr als präsent. Kürzlich bezeichnete er die Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern allerdings erneut als "Detail" der Geschichte – und katapultierte sich damit endgültig ins Abseits. Der Parteigründer darf im Dezember nicht bei den Regionalwahlen kandidieren, verkündete Marine Le Pen am Mittwoch. "Der Front National lässt sich von diesen plumpen Provokationen nicht in Geiselhaft nehmen."
Bereits vergangenes Jahr ergab eine Umfrage, dass eine Mehrheit der Franzosen Jean-Marie Le Pen als Hindernis für den Front ansehen. Mit der letzten verbalen Entgleisung zieht man nun die Konsequenzen: Das erste Mal in der Geschichte der Partei wird sie ohne ihren Gründer auskommen. Gegenüber dem Rechtsaußen-Blatt Rivarol zeigte Le Pen sich empört über die Distanzierung seiner Tochter. "Man wird nur von den Eigenen verraten".
Modernes Image
Marine Le Pen bemüht sich seit ihrem Antritt als Parteichefin um eine Modernisierung des Front National (mehr dazu hier). Sie ergänzte den strammen Nationalismus mit sozialen Themen, protestiert gegen Finanzmärkte und Sparpolitik. Bei der EU-Wahl konnte sie mit dieser Strategie 25 Prozent erreichen. Nächstes Ziel ist die Präsidentschaft. Ein rechtsradikales Image, wie es ihr Vater zu haben pflegt, passt da nicht ins Bild.
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