Von der CDU gewollt ist die mediale Aufmerksamkeit keineswegs, sucht sie doch nach wie vor ihre Grundsätze. Auslöser für die Debatte war Merz’ ungeschicktes ZDF-Interview Mitte Juli, in dem es so klang, als würde der Bundesvorsitzende eine Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen AfD auf kommunaler Ebene nicht ausschließen. Nicht der erste "Ausrutscher" von Merz – zuletzt bezeichnete er die CDU als "Alternative für Deutschland – mit Substanz".
➤ Mehr lesen: Zusammenarbeit mit AfD? Nach Proteststurm rudert CDU-Chef zurück
Nicht nur die Erben des mittigen, liberalen CDU-Kurses von Alt-Kanzlerin Angela Merkel, darunter der Berliner Bürgermeister Kai Wegner, reagierten empört. Auch der konservative Söder distanzierte sich von der Äußerung, während sich die CDU-Landesvorsitzenden aus dem Osten hinter Merz stellten. Der frühere saarländische CDU-Ministerpräsident Tobias Hans sprach es schließlich aus: Kann Merz' Kanzlerkandidat?
Wann endet der Sommer?
Weiter angeheizt wird die Debatte von Unstimmigkeiten über die zeitliche Abfolge der Entscheidung der K-Frage. Als Zeitpunkt wurde seit jeher "Spätsommer 2024" genannt, ein Jahr vor der Bundestagswahl. Es sei laut Medien unausgesprochener Konsens in der Union gewesen, dass damit vor den Landtagswahlen in den ostdeutschen Ländern Sachsen und Thüringen am 1. September und in Brandenburg am 22. September 2024 gemeint war, wo die AfD ungeschlagen alle Umfragen anführt.
Söder sprach in einem ARD-Interview nun von "Herbst 2024"; betonte, man müsse die Ergebnisse der Landtagswahlen im Osten "sehr, sehr sensibel und sehr genau analysieren [...] und daraus möglicherweise auch gute Argumente für die Personalfrage finden".
Merz gab sich daraufhin, um der Debatte den Wind aus den Segeln zu nehmen, pragmatisch: Seiner Auffassung nach reiche der Spätsommer bis Ende September. Für Merz sei es nicht entscheidend, ob der Kanzlerkandidat nun vor oder nach diesen Landtagswahlen bestimmt werde, ließ die CDU-Zentrale wissen.
➤ Mehr lesen: Die CDU macht Schluss mit den letzten Überbleibseln Merkels
Es gibt nur einen, der von der medialen Aufmerksamkeit vor der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober profitiert: Markus Söder selbst. Sein Amt dürfte er bequem verteidigen können, je nach Stimmenzuwächsen oder -verlusten wird das Ergebnis aber seine Machtposition in der Union beeinflussen. Im ARD-Interview verneinte Söder vor Kurzem etwaige Kanzlerambitionen.
Das tat er auch 2020. Ein Jahr darauf, vor der Bundestagswahl 2021 und mit Armin Laschet als Kanzlerkandidaten, kam ja bekanntlich alles anders.
Kommentare