Frankreichs Streit um das fleischlose Schulessen

Frankreichs Streit um das fleischlose Schulessen
Grüner Bürgermeister von Lyon will Kindern Spaghetti mit Linsen und Ziegenkäse mit Birne anbieten.

Ein Streit über fleischloses Essen in Schulkantinen in Lyon sorgt innerhalb Frankreichs Regierung für Krach. Für Landwirtschaftsminister Julien Denormandie ist die entsprechende Maßnahme in Lyon aus sozialer Sicht eine „Schande“. Es seien die Schwächsten, die keinen Zugang zu ausgewogenen Mahlzeiten hätten und durch diese Entscheidung bestraft würden, sagte er am Dienstag dem Sender RTL.

Umweltministerin Barbara Pompili postete hingegen auf Twitter „ein ausgewogenes und leckeres vegetarisches Menü“ für Kinder bestehend aus Kürbissuppe, Spaghetti mit Linsen, Karotten und Tomaten sowie Ziegenkäse und Birnen.

Grund für den Konflikt war eine Ankündigung des grünen Bürgermeisters in Lyon, Grégory Doucet. Die Stadt hatte erklärt, mit Beginn dieser Woche in Schulkantinen ein einheitliches Menü, ohne Fleisch einzuführen. Hintergrund ist, dass wegen der Corona-Pandemie in den Schulen mit dem Ende der Winterferien ein neues Hygienekonzept gilt. In den Kantinen soll dann alles schneller ablaufen. Diese Maßnahmen gelten nun vorübergehend – auch im vergangenen Jahr gab es eine solche Regelung.

Die Stadtverwaltung machte außerdem deutlich, dass das Essen nicht vegetarisch sei und auch Fisch oder Eier enthalte.

Denormandie monierte, dass im Gegensatz zu anderen Städten nur das Rathaus in Lyon nicht in der Lage sei, die Kinder mit Fleisch zu versorgen. Eine Verstimmung innerhalb der Regierung wies er allerdings zurück. Nur ein vegetarisches Essen anzubieten, sei aber ernährungstechnisch „absurd“.

"Altmodische Klischees"

Zuvor hatten sich auch andere Regierungsmitglieder wie Innenminister Gérald Darmanin über die Maßnahme in Lyon echauffiert. Pompili hingegen ärgerte sich über die „altmodischen Klischees“, wonach vegetarische Kost eine unausgewogene Ernährung wäre.

Lyons Bürgermeister Doucet betonte, dass es generell nicht das Ziel sei, Fleisch auf den Teller zu bringen, sondern sicherzustellen, dass alle Kinder Zugang zu Qualitätsprodukten hätten. Die aktuelle Debatte lenke nur von den sozialen und ökologischen Krisen ab, die es aktuell gebe.

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