Flüchtlingen geholfen: Bürgermeister in Italien festgenommen

Lucano mit einem Mädchen aus Äthiopien im vergangenen Juni.
Domenico Lucano war zum Symbol für Integration geworden. Linkspartei: Regierung kriminalisiert Hilfe.

Domenico "Mimmo" Lucano, Bürgermeister von Riace, einer 1.820-Seelen-Gemeinde im Süden Italiens, ist am Dienstag wegen des Vorwurfs der Begünstigung der illegalen Migration festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Lucano ist bekannt für seinen Einsatz für Flüchtlinge. Ihm und seiner Lebensgefährtin wird unter anderem vorgeworfen, Eheschließungen zwischen Einwohnern Riaces und Migrantinnen organisiert zu haben.

Wegen seiner Politik zur Wiederbelebung des kleinen Dorfes im Herzen Kalabriens mit der Aufnahme von Flüchtlingen war Lucano zu einem Symbol für Integration geworden. 2016 hatte ihn das US-Magazin Fortune auf die Liste der 50 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gesetzt.

Lucanos Schwierigkeiten begannen im vergangenen Jahr, als die Polizei von Reggio Calabria eine Kontrolle in seiner Gemeinde anordnete. Festgestellt wurden Unregelmäßigkeiten im Umgang mit öffentlichen Geldern für die Versorgung der in der Gemeinde untergebrachten Migranten. Daraufhin wurde die Untersuchung der Staatsanwaltschaft der Stadt Locri eingeleitet, die zur Festnahme des Bürgermeisters führte.

Ansiedlung in verwaisten Häusern

Lucano, seit 2004 Bürgermeister von Riace, hatte sein Dorf zur Heimat der Flüchtlinge erklärt. Dutzende verzweifelte Menschen auf der Flucht vor Krieg und Not, die in den vergangenen Jahren auf Lampedusa und Sizilien gestrandet waren, haben hier eine Unterkunft gefunden. Die Gemeinde stellt den Flüchtlingen die Häuser zur Verfügung, die seit der massiven Abwanderung aus Riace in Richtung Norditalien in den vergangenen Jahrzehnten leer stehen. Für die Integration der Flüchtlinge hat der Bürgermeister eine Reihe von Initiativen in die Wege geleitet, die das alte Dorf wiederbelebt, das lokale Handwerk in Bewegung gesetzt und die Rückkehr zur Landwirtschaft ermöglicht haben.

Seit 1998, als ein Boot mit 218 kurdischen Flüchtlingen in Riace landete, hat es sich Lucano zur Aufgabe gemacht, Flüchtlinge in der Gemeinde anzusiedeln, um diesen eine Perspektive zu bieten und das Dorf wiederzubeleben. Damit war er zu einem Helden der Integrationspolitik geworden. Seine Festnahme sorgte für Aufregung in Italien.

Linkspartei: Kriminalisierung von Flüchtlingshilfe

Der Chef der Linkspartei "Sinistra Italiana", Nicola Fratoianni, kritisierte die Festnahme des Bürgermeisters. Die Regierung aus der rechtsextremen Lega und der populistischen Fünf Sterne-Bewegung kriminalisiere all jene Personen, die sich für die Migranten einsetzen. "Man will ein Integrationsmodell und jede Form der Solidarität mit Migranten kriminalisieren", sagte Fratoianni. Der festgenommene Bürgermeister erhielt zahlreiche Solidaritätserklärungen prominenter Mitte-links-Politiker.

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