90 Prozent der Migranten in Italien klagen über Gewalt

82 Prozent der Menschen, die in Flüchtlingslagern auf Sizilien untergebracht und von Teams aus Ärzten und Psychologen betreut wurden, würden Zeichen physischer Gewalt vorweisen.

90 Prozent der Flüchtlinge, die nach ihrer Ankunft in Italien interviewt worden sind, berichten, dass sie in ihrer Heimat, oder auf der Flucht nach Europa Gewalt, Folter oder unmenschlicher Behandlungen unterzogen worden sind. Dies geht aus einem am Dienstag in Rom veröffentlichten Bericht der humanitären Organisation "Ärzte für die Menschenrechte" (MEDU) hervor.

Vor allem in Aufnahmelagern in Libyen hätten die Flüchtlinge Hunger und Durst sowie unter schlimmsten hygienischen Bedingungen, physischer oder psychologischer Misshandlung gelitten, geht aus dem neuveröffentlichten Bericht hervor. Neun von zehn Migranten berichteten, sie hätten zugesehen, wie Menschen sterben, getötet, gefoltert oder schwer geschlagen worden seien.

Zeichen physischer Gewalt

82 Prozent der Menschen, die in Flüchtlingslagern auf Sizilien untergebracht und von Teams aus Ärzten und Psychologen betreut wurden, würden Zeichen physischer Gewalt vorweisen. Viele von ihnen seien mit psychologischen Problemen, wie Depressionen, Angst und Schlafmangel, belastet, die auf schweren Stress zurückzuführen seien. "Als Flüchtling wird man nicht mehr als Mensch betrachtet", wurde ein junger Migrant zitiert.

20 Monate dauere durchschnittlich die Reise der Flüchtlinge von ihrem Heimatland in Afrika bis Europa. Der Aufenthalt in Libyen dauere durchschnittlich 14 Monate lang. Migranten aus Westafrika würden oft unter schrecklichen Bedingungen arbeiten, um sich das Geld für die Seefahrt nach Italien verschaffen zu können, ergab der Bericht.

Am häufigsten würden die Flüchtlinge aus Eritrea wegen politischer Verfolgung ihre Heimat verlassen. Nur zehn Prozent der Migranten betonten, sie würden aus wirtschaftlichen Gründen aus ihrem Land flüchten. Die Untersuchung des MEDU-Verbands basiert auf Interviews, die auf Sizilien, in der italo-französischen Ortschaft Ventimiglia und in Ägypten durchgeführt wurden. "Diese Migranten sind Teil der 730.000 Menschen, die in den letzten 15 Jahren in Italien eingetroffen sind, über die Hälfte davon in den letzten drei Jahren", geht aus dem MEDU-Bericht hervor.

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