El Kaida probt Aufstand im Irak

Maskierte Kämpfer im Irak (Archivbild)
Den Aufstand der Sunniten nutzt die El Kaida im Irak und Syrien zu einer Kriegserklärung.

Der Krieg in Syrien, der längst zum Aufstand der Sunniten gegen die alawitische Machtelite geworden ist, die Unzufriedenheit der Sunniten im Irak mit der schiitisch geprägten Regierung in Bagdad und ein massiver Zustrom ausländischer Kämpfer in die Region – das ist eine Gemengelage, die das Zeug hat, einen Flächenbrand zu entfachen. Und die derzeit tobenden schweren Kämpfe zwischen irakischen Sicherheitskräften und sunnitischen Stammesmilizen mit El-Kaida-nahen Aufständischen im West-Irak sind nur die jüngste Eskalation darin.

Am Freitag versuchte die irakische Armee die sunnitischen Hochburgen Falludscha und Ramadi wieder einzunehmen. Anscheinend vergeblich. Auch die irakische Luftwaffe kam zum Einsatz. Zuvor hatten Anhänger der Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS) dort Regierungsgebäude, Polizeistationen und ganze Stadtteile besetzt. Örtliche sunnitische Stammesmilizen, die einst von der US-Armee gegen die El Kaida in der Region aufgestellt worden waren, schritten zunächst nicht ein. Später erhoben sie ihre Waffen sowohl gegen die Armee, als auch gegen die ISIS-Rebellen.

Selbstbewusst

El Kaida probt Aufstand im Irak
Der offene Aufstand der ISIS im Irak ist eine Machtdemonstration – und sichtbares Zeichen ihres Selbstbewusstseins. In Syrien hat sich die ISIS binnen weniger Monate zu einer der dominierenden Fraktionen im Lager der Regierungsgegner hochgespielt – weniger auf dem Schlachtfeld als im Hinterland. Die im Vergleich zu anderen Einheiten relativ kleine Gruppe beherrscht wichtige Nachschublinien und hat sich im von Rebellen gehaltenen Hinterland fest etabliert, während andere Gruppen an der Front aktiv sind. Sie scheut aber keine Konfrontation mit säkularen oder gemäßigteren Gruppen und hat dem Rebellendachverband der Freien Syrischen Armee FSA, den sie als US-Spionage-Werkzeug diffamierte, offen den Krieg erklärt. Und sie macht gezielt Jagd auf westliche Ausländer. Mit ihrem Aufstieg ist es für ausländische Journalisten praktisch unmöglich geworden, in den Norden Syriens zu gelangen.

Unter der syrischen Bevölkerung verbreitet die ISIS mit öffentlichen Hinrichtungen (zum Teil von Kindern) Schrecken, kontrolliert aber zugleich die Versorgung mit Lebensmitteln – und mit Ideologie. Und die zielt weniger auf Syrien als auf die Schaffung eines grenzübergreifenden Emirats in Syrien und dem Irak ab.

ISIS steht der El Kaida nahe, entstammt sie doch der El Kaida im Irak. Eine Order von El-Kaida-Chef Zawahiri, der die Verschmelzung der ISIS und der ebenfalls mit der El Kaida verbunden in Syrien aktiven Al-Nusra-Front angeordnet hatte, ignorierte die ISIS-Führung aber. Mehr noch: Fallweise bekämpfen beide Gruppen einander.

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