Fans, Gegner und viel Polizei – Erdoğan polarisiert in Köln
Ein Symbol der Weltoffenheit war sie einmal, die Moschee von Köln. Rechtsradikale hatten zwar gegen das Bauprojekt agitiert und demonstriert. Unterstützung für den Bau kam aber praktisch aus allen Parteien. Allerdings: Da war die Türkisch-Islamische Union (DITIB) noch eine dialogbereite Institution mit gesprächsbereiten Funktionären und Recep Tayyip Erdoğan ein Politiker im demokratischen Rahmen.
Improvisierter Empfang
Am Samstag wurde die Moschee nach jahrelangem Bau nun endlich offiziell eröffnet – ohne Beisein jahrelanger Unterstützer in der lokalen Politik, dafür aber begleitet von Demonstrationen überwiegend linker Gruppen und in Anwesenheit eines türkischen Präsidenten, der heute keineswegs mehr als Demokrat durchgeht. Und die DITIB? Der werden heute als Arm des Erdoğan-Regimes in Deutschland Bespitzelung und Einschüchterung politischer Gegner vorgeworfen.
Nach einem Staatsbankett am Freitagabend, bei dem es eher hart zur Sache gegangen war, traf Erdoğan am Samstag noch einmal Merkel zu einem Frühstück. Danach reiste er nach Köln – eine Stadt, die sich massiv für diesen Besuch gerüstet hatte. Mehrere Demos waren angekündigt worden – sowohl von Gegnern als auch von Anhängern Erdoğans. Erst am Freitagabend war eine Versammlung der DITIB zur Moscheen-Eröffnung, zu der 25.000 Menschen erwartet worden waren, behördlich untersagt worden. Die DITIB habe kein adäquates Sicherheitskonzept vorlegen können, so die Begründung. Die Eröffnung wurde somit zu einer geschlossenen Veranstaltung – zu der lokale Politiker großteils nicht geladen waren.
Den Gegnern Erdoğans wiederum wurde aus Sicherheitsgründen kurzfristig ein Marsch durch die Stadt untersagt. Letztlich kamen zu den Demos beider Lager weit weniger Menschen als erwartet.
Improvisiert werden musste auch beim Empfang Erdoğans in Köln. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Armin Laschet traf Erdoğan im militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn. Einen Empfang im Schloss Wahn (das von der Uni Köln gemietet und genutzt wird) hatten die Eigner unter Angabe politischer Gründe untersagt.
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