Falke, Friedensprediger, Optimist: Peres ist 90

Das Gesicht Israels war im Land die längste Zeit sehr umstritten.

Er ist im Ausland seit Jahrzehnten das scheinbar unveränderte Gesicht Israels – und glaubt man den Gerüchten, so könnte dies Shimon Peres, der heute seinen 90. Geburtstag begeht, auch nach 2014 mit einer zweiten Amtszeit als Staatspräsident bleiben. Dabei scheiden sich an einem der letzten Vertreter aus dem Umkreis der Gründergeneration des Staates Israel im Land die Geister.

Der irgendwann zwischen 2. und 16. August 1923 in Ostpolen geborene Szymon Perski kam mit elf Jahren nach Palästina. Wurde schon mit 29 Generaldirektor im Verteidigungsministerium. Und ist der Architekt des israelischen Atomprogramms. Der langjährige Führer der Arbeiterpartei galt die längste Zeit als „Falke“, der unter anderem jene ultranationalen Siedler unterstützte, die die ersten jüdischen Siedlungen im Westjordanland errichteten.

Wirklich beliebt war der spätere Friedensnobelpreisträger, der heute die Zweistaatenlösung propagiert, aber stets die Bringschuld der Palästinenser einfordert und den Iran als die größte Bedrohung Israels geißelt, nie: Er gilt als ewiger Zweiter, der nie eine Wahl gewann, aber drei Mal Premier, unzählige Male Minister und ewiger Rivale des großen Jitzhak Rabin war. Erst 2007 gewann Peres: die Wahl zum Staatspräsidenten.

Wer ihn über „Peace“ reden hört (bei ihm klingt es wie „piss“), kann sich seinem argumentativen Charisma kaum entziehen. Seinem trotzig-grantelnden Optimismus und seiner Agilität auch nicht. Bei der großen Geburtstagsfeier im Juni nannte der frühere britische Premier Tony Blair den Cousin der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall den „jüngsten 90-Jährigen, den ich kenne“.

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