Warum so viele Flüchtlinge über Libyen kommen

Ein großer Teil der Menschen, die über das Mittelmeer flüchten, kommen über Libyen.
Zehntausende versuchen über eines der gefährlichsten Länder der Welt nach Europa zu kommen. Warum?

Es ist eines der gefährlichsten Länder der Welt. Dennoch versuchen Zehntausende Menschen, auf der Flucht vor Krieg und Armut über Libyen nach Europa zu kommen. Immer wieder kentern Boote, Hunderte sterben. Warum wählen so viele Flüchtlinge genau diesen Weg und riskieren damit ihr Leben?

ZERFALLENER STAAT: Seit dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi 2011 ist Libyen zunehmend ins Chaos abgeglitten. Hatte Italien die Flüchtlingsroute 2009 noch mit einem bilateralen Vertrag mit Libyen weitgehend blockiert, gibt es in dem Wüstenland inzwischen keinen Staat mehr, der die Flüchtlinge an der Weiterreise nach Europa hindert.

GUTE SCHMUGGLERNETZWERKE: In der Sahara spielen Staatsgrenzen nur eine untergeordnete Rolle und sind sehr schwer zu sichern. Dort ansässige Nomadenstämme sind länderübergreifend unterwegs und gut vernetzt. Der Schmuggel von Menschen bietet einigen von ihnen die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Auch das Internet hat die Kommunikation vereinfacht: Auf Facebook etwa gibt es inzwischen viele Seiten, die eine "Reise nach Europa" über die "Route Libyen" anbieten.

NÄHE ZU LAMPEDUSA: Die Entfernung von Tunesien zur italienischen Insel ist eigentlich kürzer. Während von der libyschen Küste knapp 300 Kilometer zu überwinden sind, sind es von der tunesischen aus gerade mal 140 Kilometer. Doch die Regierung in Tunis arbeitet eng mit Europa zusammen. Die dortige Küstenwache hat Patrouillenboote aus Italien im Einsatz, um Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa zu suchen und aufzuhalten.

MEHR KRIEGE IN DER REGION: Vor allem die immer brutaler werdenden Kriege und Konflikte in der Region sind der Grund, warum so viele Menschen sich auf den Weg nach Europa machen. Ein großer Teil der Flüchtlinge, die Libyen passieren, kommt etwa aus Syrien. In dem Bürgerkrieg starben nach Angaben der Vereinten Nationen in vier Jahren mehr als 250.000 Menschen. Fast die Hälfte der Syrer, zwölf Millionen Männer, Frauen und Kinder, sind demnach aus ihren Häusern vertrieben worden.

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