Ex-Ministerin Kneissl bei russischem Dorffest gesichtet
Österreichs ehemalige Außenministerin Karin Kneissl, die mit ihrem Kniefall vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei ihrer Hochzeit 2018 für Schlagzeilen sorgte, soll den Sommer im russischen Dorf Petrushovo verbringen. Am Dienstag machten in den sozialen Medien Fotos und Videos, die die Ex-Ministerin am Wochenende beim örtlichen Sommerfest zeigen, die Runde.
Die Lokalzeitung Vidsboku zitiert die 58-Jährige: Kneissl soll ein Sommerhaus in der Region Rjasan, etwa 350 Kilometer südöstlich von Moskau, gemietet haben. "Ich habe es für einen weiteren Monat gebucht, dann werden wir sehen, was passiert", so Kneissl, ohne preiszugeben, wie lange sie sich schon in Petrushovo aufhält. Hier soll sie auch an einem Buch über die aktuelle Lage in Europa schreiben.
"Wenn ich Hühner, Enten, Ziegen auf der Straße sehe – das ist auch meine Welt, weil ich in einem kleinen Dorf in Österreich gelebt habe“, sagte sie bei der Veranstaltung in brüchigem Russisch.
Kneissls kürzlich registrierter Kanal auf der Messaging-App Telegram enthält Fotos von Ponys, Katzen und Hühnern; sie gibt jedoch nicht an, wo die Bilder aufgenommen wurden.
Kneissl war von 2017 bis 2019 österreichische Außenministerin (nominiert von der FPÖ). Im Mai 2020 begann sie, als Gastautorin für den Staatssender RT tätig zu sein. Im Juni 2021 wurde sie Aufsichtsrätin im russisch-kontrollierten Ölkonzern Rosneft. Im Mai 2022 schied sie aus dem Vorstand von Rosneft aus, nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war.
Geopolitik-"Expertin" an Uni St. Petersburg
Heute wird Kneissl als Direktorin des "Geopolitischen Observatoriums für Russlands Schlüsselfragen" angeführt, einem Forschungszentrum an der Universität St. Petersburg. Das Zentrum wurde Anfang März mit dem Ziel gegründet, "Lösungen für die Herausforderungen der globalen Entwicklung und die politischen Ziele Russlands zu finden". Der Lokalzeitung Vidsboku sagte sie, sie sei außerdem eingeladen worden, an der Universität in St. Petersburg zu einem ähnlichen Thema zu unterrichten.
Auf der persönlichen Website von Kneissl heißt es, sie habe ihr Heimatland im September 2020 aufgrund von Morddrohungen und einem "faktischen Arbeitsverbot in Österreich" verlassen. Zuletzt lebte Kneissl auf einer kleinen Farm in Frankreich und im Nordlibanon. Bereits im Juni hat sie beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass angegeben, ernsthaft zu erwägen, nach Russland zu ziehen.
Auf die Frage, ob sie Beziehungen zu Putin unterhalte, antwortete Kneissl laut Vidsboku, sie habe den russischen Präsidenten zuletzt 2019 gesehen.
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