Wie die EU Trump in dessen erster Amtszeit von den schlimmsten Zöllen abhalten konnte

Juli 2018: EU-Kommissionschef Juncker, Trump mit US-Finanzminister Mnuchin und Handelsminister Ross
Die schlimmste Zolldrohung, die Donald Trump in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident Richtung Europa ausstieß, schreckte vor allem Deutschland: Er wolle Strafzölle auf alle europäischen Autoimporte einführen, donnerte Trump. Das hätte vor allem die Autogroßmacht Deutschland schwer getroffen - entsprechend heftigen Druck machte Berlin auf die Führung in Brüssel.
Und so machte sich Ex-Kommissionschef Jean-Claude Juncker im Juli 2018 auf den Weg nach Washington.
Denn dass es der republikanischen Staatschef ernst meint, hatten die Europäer da schon schmerzhaft erfahren: Seit Ende März 2018 hoben die USA Schutzzölle auf die Einfuhr von Stahl (25%) und Aluminium (10%) ein - ein drastischer Schritt, den man in der EU zunächst gar nicht glauben konnte. Die verbündete Supermacht USA tut das Europa an?
Dazu kam auch noch ein 10%iger Zusatz auf bestimmte Stahlsorten ein. Davon waren europäische Exporte in die USA im Ausmaß von insgesamt rund 7 Milliarden EUR pro Jahr betroffen. Trotz massiver Proteste und handelspolitischer Gegenmaßnahmen der EU blieben die US-Zusatzzölle bis zum Herbst 2021 aufrecht.
Europa schlägt zurück
Die stoppte dann Trumps Nachfolger, Joe Biden. Aber der 25-prozentige Zoll auf Stahl aus Europa ist nach wie vor aufrecht - eine Maßnahme, wie die USA behaupten, um sich vor einer Stahlschwemme aus dem Ausland zu schützen.
Auf Trumps erste Zollkeule antwortet die EU darauf hin mit Gegenmaßnahmen: Ab Juni 2018 hob die EU seit 22. Juni ebenfalls Zusatzzölle auf ausgewählte Importwaren ein.
Darunter: Zoll auf Zuckermais, Reis und Reisprodukte, Erdnussbutter, Zubereitungen aus Cranberries, Orangensaft und Orangensaftkonzentrat, Whisky, Zigaretten, Tabak, Schönheitsmittel, Bekleidung, Erzeugnisse und Waren aus Eisen und Stahl , Bleche und Bänder aus Aluminium, die berühmten Harley-Davidson-Motorräder und Boote.

Zoll auf Motorräder aus den USA
Weitere Zusatzzölle in Höhe von 10%, 25%, 35% beziehungsweise 50% auf diverse Waren mit amerikanischen Ursprung waren ab Juni 2021 geplant - doch da war schon US-Präsident Joe Biden im Amt.
Biden stoppt den Handelskrieg
Und der blies den Handelskrieg mit Europa kurzerhand ab. Woraufhin auch die EU im Herbst 2021, damals schon mit Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Strafzölle gegen US-Produkte wieder in der Schublade verschwinden ließ.
Von dort könnten sie aber nun jederzeit wieder hervorgezogen werden.
Dass es aber während Trumps erster Amtszeit nicht noch schlimmer kam, ist einem persönlichen Besuch von Ex-Kommissionschef Juncker zu verdanken. Bei einem Besuch im Weißen Haus, im Juli 2018, einigte er sich auf einen Deal mit Trump: Die EU kauft wesentlich mehr Soja und Flüssiggas aus den USA - dafür lässt Trump seine Pläne für Zölle auf europäische Autos fallen.
Beide Seiten haben sich an ihre Versprechen gehalten.
Bereits 2019 verdoppelten sich die europäischen Sojaimporte aus den USA gegenüber 2018. Mittlerweile aber hat sich der Wind wieder gedreht - und Brasilien ist der wichtigste Sojaimporteur, noch vor den USA. Was offenbar wieder Trumps Ärger entfacht hat.
Und was das Flüssiggas betrifft:
Bis heute machen die US-Exporte fast 50 Prozent des in die EU fließenden Flüssigerdgases aus, wobei die Mengen seit Anfang 2022 relativ stabil geblieben sind.
Die Importe nach Europa stiegen massiv. Doch obwohl die USA heute die europäischen LNG-Importe dominieren, sind sie, wenn man die Pipeline-Verträge mit einbezieht, nur einer von vielen Lieferanten. Auf sie entfallen weniger als ein Fünftel der EU-Importe. Die norwegischen Gasimporte beispielsweise belaufen sich auf mehr als das Doppelte der US-Menge.
Aus Sicht Donald Trumps offenbar Grund genug, wieder Druck zu machen: Tausche Autozölle gegen den Verkauf von mehr LNG aus den USA.
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