EU plant erstmals Kürzungen bei Erasmus: Ist der Traum vom Studieren in Europa in Gefahr?

EU plant erstmals Kürzungen bei Erasmus: Ist der Traum vom Studieren in Europa in Gefahr?
Die EU-Staaten haben für das gemeinsame Budget Hunderte Millionen Kürzungen für Erasmus eingeplant. EU-Parlamentarier sind entsetzt.

Es ist das wahrscheinlich europäischste aller Programme, die die EU jemals ins Leben gerufen hat. Seit 1987 fördert man Auslandsemester für Studenten im ganzen EU-Raum und seit 2014 profitieren auch Lehrlinge, Schüler oder junge Leistungssportler von Erasmus. 

Insgesamt rund 15 Millionen junge Europäer lernen so andere EU-Staaten nicht nur als Touristen kennen. Wegen des Erfolgs von Erasmus und dem ständig wachsenden Interesse an den  Programmen wurde das Budget immer wieder aufgestockt.

Sparstift angesetzt

Damit scheint vorerst Schluss zu sein. Die EU, in diesem Fall der Rat der einzelnen Mitgliedsländer, hat für das EU-Budget von 2025 erstmals bei Erasmus den Sparstift angesetzt. Rund 300 Millionen Euro weniger sollen für das Programm ausgegeben werden. 

Dazu kommt eine weitere Kürzung, die gerade junge Europäer trifft: Das Forschungsprogramm Horizon, mit dem gerade die Arbeit junger Wissenschaftler gefördert wird, soll ebenfalls um mehrere Hundert Millionen gekürzt werden.

Noch beträgt die geplante Kürzung nur etwas mehr als ein Prozent des Erasmus-Budgets. Doch für viele EU-Parlamentarier ist das ein echtes Alarmsignal. „Erasmus und die Freizügigkeit sind die beliebtesten Erfolge der EU. Wenn wir die verlieren, verliert die Union einen Großteil ihres Wertes für junge Menschen.“, meinte etwa die Abgeordnete der NEOS, Anna Stürgkh. 

Ganz ähnlich die Warnungen, die etwa von den Sozialisten in Frankreich kommen: "für uns als Europäer sind diese Kürzungen völlig inakzeptabel".

Weitere Debatten folgen 

Vorerst sind diese Kürzungen nur Teil des Budget-Vorschlags, den die Finanzminister der EU-Staaten - also auch der Österreicher Magnus Brunner - gemeinsam erstellt haben. Die entscheidenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament, aber auch mit der EU-Kommission sind noch ausständig und werden erst in den kommenden Wochen beginnen. 

Die EU-Wahl im Juni und die jetzt erst eingeleitete Neubesetzung der EU-Kommission haben auch die Budgetdebatte verzögert. Allerdings scheint es auch in der Kommission große Vorbehalte dagegen zu geben, ausgerechnet beim Prestigeprogramm Erasmus zu kürzen. 

Die Neos-Abgeordnete Stürgkh verweist darauf, dass es jetzt schon auch in Österreich Engpässe bei Erasmus gibt. Etwa die Hälfte aller Anträge würden abgelehnt. Für Stürgkh schlicht nicht akzeptabel: „Das Ziel muss es sein, Erasmus nicht nur zu erhalten, sondern weiter auszubauen - insbesondere bei Lehrlingen. Es darf nicht passieren, dass Erasmus zu einem Privileg für jene wird, die es sich leisten können.“

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