Erster öffentlicher Auftritt: Nawalny postet Foto auf Instagram

Der Gesundheitszustand des Putin-Kritikers Nawalny hat sich verbessert
"Hi, hier ist Nawalny. Ich vermisse Euch alle", schrieb der vergiftete Regimekritiker.

Nach wochenlanger Behandlung in der Berliner Charité hat sich der vergiftete Kreml-Kritiker Alexej Nawalny am Dienstag erstmals wieder zu Wort gemeldet. "Hi, hier ist Nawalny. Ich vermisse Euch alle", schrieb der 44-Jährige im Internetdienst Instagram und veröffentlichte dazu ein Foto von sich. "Ich kann immer noch kaum etwas machen, aber gestern konnte ich den ganzen Tag alleine atmen."

Der russische Oppositionelle war am 22. August in die Charité eingeliefert worden, nachdem er zwei Tage zuvor auf einem Inlandsflug in Sibirien zusammengebrochen und ins Koma gefallen war. Am Montag hatte das Universitätsklinikum mitgeteilt, dass sich Nawalnys Zustand weiter verbessert habe. Zugleich teilte die deutsche Regierung mit, Labore in Schweden und Frankreich hätten bestätigt, dass Nawalny mit einem Kampfstoff aus der international geächteten Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Nowitschok war in der Sowjetunion entwickelt worden.

Van der Bellen sieht keinen Zusammenhang mit North Stream 2

Lettlands Premier Karins hatte wegen der Vergiftung Nawalnys ein Ende der Gaspipeline Nord Stream 2 gefordert. Das umstrittene Pipeline-Projekt soll russisches Billiggas von Russland ins europäische Netz einspeisen. Beteiligt sind neben dem russischen Energiekonzern Gazprom fünf europäische Firmen. Der Anschlag auf Nawalny könne nicht kommentarlos hingenommen werden, betonte am Dienstag Bundespräsident Alexander Van der Bellen, stellte jedoch klar: "Ich persönlich sehe aber keinen Zusammenhang zwischen Nawalny und North Stream 2." Das sagte er bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in Wien.

Van der Bellen sieht keinen Zusammenhang zwischen Navalny und Northstream 2

Über die Hintergründe des Anschlags auf Nawalny wisse er zu wenig, so Van der Bellen. Die geplante Gasleitung, an deren Finanzierung auch die österreichische OMV beteiligt ist, sei aber ein "kommerzielles Projekt".

Österreich beziehe seit über 50 Jahren vom russischen Energiekonzern Gazprom Gas und habe "gute Erfahrungen gemacht", verteidigte Van der Bellen Österreichs Beziehungen zu Russland. "Österreich hat die EU-Sanktionen gegenüber Russland nach der Krim-Annexion bzw. der Interaktion in der Ostukraine über all die Jahre die mitgetragen" und werde dies auch weiter tun. "Gleichzeitig war es immer österreichische Tradition, den Dialog zu suchen". Zudem fügte er mit Blick auf das massive Drängen der USA in dieser Frage hinzu, dass "diese Art von wirtschaftspolitischen Fragen immer noch in Europa entschieden wird und nicht in Washington".

Van der Bellen: „Für das letzte Drittel noch einmal tief Luft holen!“

Russland möchte aufklären

Russland unterstrich am Dienstag unterdessen seine Bereitschaft zur Aufklärung des Giftanschlags. Ein Sprecher des Präsidialamtes in Moskau sagte, jeder wäre glücklich, wenn sich Nawalny wieder erholen würde. Der Kreml-Kritiker könne dann auch wieder zurück nach Russland kommen. Die russische Regierung verstehe allerdings nach wie vor nicht, warum sie keinen Zugang zu den Untersuchungsproben von Nawalny erhalte.

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