Erste Pressekonferenz der Taliban - "eine PR-Offensive"

Erste Pressekonferenz der Taliban - "eine PR-Offensive"
Die radikal-islamischen Taliban erklärten der Presse, was sie nun vorhaben. Der österreichisch-afghanische Journalist Emran Feroz warnt davor - "sie wollen sich extra soft zeigen".

Es war die erste Pressekonferenz nach der Machtübernahme. In Kabul saßen Dienstagvormittag Vertreter der Taliban vor der Presse und versuchen die Bedenken zu zerstreuen. Sabihullah Mudschahid, deren langjähriger Sprecher, erklärte, das "islamische Emirat" hege keinen Groll gegen irgendjemanden. "Wir wollen keine Feinde im In- oder Ausland." Übersetzer und andere frühere Mitarbeiter ausländischer Staaten sind nach seinen Angaben begnadigt. Es werde keine Rache gegen sie geben, versuchte er Bedenken zu zerstreuen. Man habe auch alle Soldaten begnadigt, die in den vergangenen Jahren mit ihnen gekämpft hätten, so Mujadhid. Auf eine Frage nach dem Tod vieler unschuldiger Zivilisten sagte er, das sei ohne Absicht passiert.

Die Taliban und Frauenrechte

Emrad Feroz, österreichisch-afghanischer Journalist, verfolgte diese erste Pressebegegung sehr kritisch mit. Im Interview mit der ZiB2 sprach er von einer "PR-Offensive". Denn die Taliban wüssten sehr genau, dass gerade die Welt auf sie schaue und sie weiter von ausländischen Hilfsgeldern abhängig seien, Afghanistan könne als Staat nicht ohne fremde Hilfsmittel überleben. "Sie wollen sich extra soft zeigen und ein anderes Bild vermitteln."

Unter diesem Aspekt müsse man wohl auch die weiteren Ankündigungen sehen. So versprach Mujahid die Einbeziehung anderer Kräfte in eine neue Regierung. "Wenn die Regierung gebildet wird, werden alle einen Anteil haben", sagte er. "Wir haben Afghanistan in elf Tagen eingenommen", sagte er. Die Islamisten seien jedoch nicht für Macht hier, sondern um eine islamische Regierung aufzubauen. Ihre Kämpfer dürften private Häuser nicht betreten.

Frauenrechte: Im Rahmen der Scharia

Dem Taliban-Sprecher zufolge bekennt sich das islamische Emirat zu den Rechten von Frauen innerhalb der Scharia, dem islamischen Recht. Da die afghanischen Frauen Muslimas seien, würden sie auch froh sein, innerhalb des Rahmens der Scharia zu leben, sagt Sabihullah Mudschahid. Die Frauen in Afghanistan hätten das Recht, unter anderem an Bildung und der Gesundheitsversorgung teilzuhaben.

Auf die Frage, ob Frauen in den Medien arbeiten dürfen sollen, sagt er, zuerst sollten die Regierungsbildung und Einführung der Gesetze abgewartet werden. Dann könnten diese Gesetze und Vorschriften umgesetzt werden.

Zudem soll Afghanistan nach Darstellung des Taliban-Sprechers ein drogenfreies Land werden. Ab jetzt werde sich niemand am Drogenschmuggel beteiligen, sagt Sabihullah Mudschahid. Die Staatengemeinschaft solle dabei Afghanistan helfen, damit alternative Nutzpflanzen angebaut werden könnten.

"Kein Vertrauensvorschuss"

Für Feroz ist klar, dass man ihnen dennoch keinen Vertrauensvorschuss geben sollte. "Es besteht kein Anlass dazu", sagt er mit Blick auf die jüngste Geschichte und jene, die weiter zurückliegt. Kabul wurde zwar erst jetzt erobert, aber es gibt Gebiete, die schon länger unter ihrer Kontrolle sind. "Dort herrschen puritanische Zustände, wie wir sie seit den 90er Jahren kennen." Auch das Versprechen der Amnestie wurde dort nicht umgesetzt.

Nach ihrem rasanten Eroberungszug und der Flucht des Präsidenten Ashraf Ghani haben die Taliban am Sonntag die Macht im Land de facto übernommen. Viele Afghanen befürchten eine Rückkehr der Schreckensherrschaft der Islamisten der 1990er-Jahre, während der etwa Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren und barbarische Strafen durchgesetzt wurden.

Kommentare