Erdogan will, dass deutsche TV-Satire nicht mehr gezeigt wird
Die Melodie erkennt man auf Anhieb: "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" von Nena. Der Text des neuen Songs "Erdowie Erdowo Erdogan" ist dann doch ein Stück politischer als das Original aus den 1980er Jahren.
Was ist passiert? Am 17. März strahlte die ARD in der Sendung "Extra 3" ein zweitminütiges Video aus. Im vom NDR produzierten Lied wird der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan kritisiert, vor allem für die Einschränkungen der Bürgerrechte in der Türkei.
Das türkische Außenministerium habe nun in einem Gespräch mit dem deutschen Botschafter Martin Erdmann gefordert, die Veröffentlichung der NDR-Fernsehsatire zu stoppen, berichtete sueddeutsche.de am Dienstag. Die Regierung in Ankara hatte bereits am Dienstag vergangener Woche die Ausstrahlung kritisiert.
Fakt ist auch: Die Pressefreiheit hat dieser Tage einen schweren Stand in der Türkei. Auf einer Rangliste zum Stand der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Dutzende Journalisten sind in dem Land inhaftiert.
Die Regierung hat Anfang März die Kontrolle über Zaman" ("Zeit"), die größte regierungskritische Zeitung des Landes, übernommen.
Journalisten-Prozess
Vor wenigen Tagen hat auch der sogenannten Journalisten-Prozess in Istanbul begonnen. Dem Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet sowie dessen Hauptstadt-Büroleiter, Can Dündar und Erdem Gül, wird unter anderem Spionage vorgeworfen. Hintergrund ist ein Bericht der Cumhuriyet vom vergangenen Jahr über angebliche Waffenlieferungen an Extremisten in Syrien. Die Zeitung hatte berichtet, Beamte hätten Lastwagen gestoppt und unter anderem unter Medikamenten versteckte Artilleriegeschosse gefunden. Die Zeitung veröffentlichte auch entsprechende Bilder und Videos.
Abzug von Journalisten und internationale Kritik
Die Türkei hat unter anderem auch Mitte März dem Spiegel-Korrespondenten Hasnain Kazim die Verlängerung seiner Presse-Akkreditierung verweigert. Der 41-Jährige berichte nach zweieinhalb Jahren in Istanbul nun von Wien aus für Spiegel und Spiegel Online über die Türkei. Die USA zeigten sich am selbsten Tag besorgt über den Druck der türkischen Regierung auf die Medien des Landes. "Wir rufen die türkische Regierung dazu auf, kritische Meinungen zu unterstützen und sie nicht zu unterdrücken", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest.
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