Engste Unfreundschaft

Saakaschwili spricht aus den USA zur ukrainischen Presse.
Streit. Poroschenko, Saakaschwili ersparen einander nichts.

Als der ukrainische Präsident Petro Poroschenko 2015 seinen Freund Mischa aus dem Hut zauberte und ihn zum Gouverneur der korruptionsgeplagten Region Odessa machte, schien zwischen den beiden alles im Reinen. Mehr noch: Dass Poroschenko und Michail Saakaschwili einander mochten, war offensichtlich. Als Problemlöser hatte der ukrainische Präsident Georgiens Ex-Präsidenten, mit dem er in den 80er-Jahren in Kiew studiert hatte, in die Ukraine geholt und ihm persönlich die Staatsbürgerschaft verliehen. Die georgische wurde ihm in Folge entzogen.

Zwei Jahre später ist Saakaschwili nun staatenlos. Entzogen hat ihm die Staatsbürgerschaft just der, der sie ihm verliehen hatte: Poroschenko. Die Männerfreundschaft zwischen den beiden ist dahin. Mehr noch: Zwischen den beiden tobt jetzt ein offener Krieg.

Formell begründet haben offizielle ukrainische Stellen den Entzug der Staatsbürgerschaft mit falschen Angaben, die Saakaschwili beim Antrag gemacht habe. Konkret: Er habe in dem Antrag nicht erwähnt, dass gegen ihn in Georgien ermittelt werde. Dort läuft ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs. Nur: Das war 2015 alles andere als ein Geheimnis. Poroschenko hatte über Jahre mehrere Auslieferungsanträge Georgiens abgelehnt.

Saakaschwili ereilte die Nachricht über seine Staatenlosigkeit in den USA. Von dort gelobte er jetzt in gewohnter Kampfrhetorik, in die Ukraine zurückkehren zu wollen – gewürzt mit Breitseiten gegen Poroschenko, gegen den er in vorgezogenen Parlamentswahlen mit einer eigenen Partei antreten will.

Zwischen Poroschenko und Saakaschwili kriselt es seit Saakaschwilis Abgang als Gouverneur nach nur 18 Monaten. Gescheitert war er an den lokalen Eliten. Die Verantwortung dafür schrieb Saakaschwili Poroschenko zu, der seine Reformbemühungen in Odessa sabotiert habe. Höhepunkt im Krieg einstiger Männerfreunde: Der Auftritt einer des Singens kaum fähigen ukrainischen Scharfschützin in Uniform samt Band in einer von Saakaschwili moderierten TV-Show. Titel des Liedes: "Schokoladenarsch" – ein keineswegs zweideutiger Hinweis auf den ehemaligen Schoko-Unternehmer Poroschenko.

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