Almanya! In München ist jeder willkommen

Ein Flüchtlingskind am Hauptbahnhof in München - sie ist endlich dort gelandet, wo alle hinwollen.
Bayern empfängt Flüchtlinge mit offenen Armen – sie werden jetzt bundesweit verteilt.

7000 werden kommen, hieß es. Vielleicht auch 8000, möglicherweise noch mehr. Aufregung? Die gibt es deshalb nicht. "Welcome to Munich!", schallt es aus den Lautsprechern, als am Samstag der erste Sonderzug mit 250 Flüchtlingen aus Ungarn eintrifft. Die Menschen darin, sie lachen, sie weinen. "Almanya!", ruft ein junger Mann aus dem Zug. Er ist endlich dort, wo für ihn die Hoffnung wohnt.

Almanya! In München ist jeder willkommen
A young girls holds a teddy bear she received at the registration point for migrant arrivals at the main station in Munich, Germany September 5, 2015. Austria and Germany threw open their borders to thousands of exhausted migrants on Saturday, bussed to the Hungarian border by a right-wing government that had tried to stop them but was overwhelmed by the sheer numbers reaching Europe's frontiers.Left to walk the last yards into Austria, rain-soaked migrants, many of them refugees from Syria's civil war, were whisked by train and shuttle bus to Vienna, where many said they were resolved to continue on to Germany. REUTERS/Michael Dalder
In der Bahnhofshalle stehen Kinder, die Spielzeug gebracht haben, für die Flüchtlingskinder. Es wird applaudiert. "Rechtliche Fragen sind mir im Moment nicht so wichtig", sagt Christoph Hillenbrand, der oberbayerische Regierungspräsident. Er hat spontan eine Pressekonferenz am Hauptbahnhof organisiert; die Registrierung der Flüchtlinge sei heute ausgesetzt, sagt er. Alles wirkt organisiert, selbst im Ausnahmezustand.München lächelt.

"Wir haben Hilfe zu leisten. Ob es uns passt oder nicht"

Schon Anfang der Woche hatte die Stadt einen noch nie gesehenen Flüchtlingsstrom zu bewältigen, man hat gelernt. Vor dem Bahnhof stehen Zelte, wo die Ankommenden mit dem Nötigen versorgt werden: Wasser, Essen, Windeln für die Kinder. Viele haben Tage am Bahnhof in Budapest verbracht, freuen sich darauf, sich waschen zu können.

27 Busse stehen bereit, um sie in Erstaufnahmelager zu bringen, unbürokratisch, ohne politisches Gemurre. Die Devise aus Berlin ist klar: "Wir haben Hilfe zu leisten. Ob es uns passt oder nicht", ließ Angela Merkel wissen. Auch in den störrischen östlichen Bundesländern ist die Botschaft angekommen – Flüchtlingszüge werden von Österreich aus gleich dorthin umgeleitet. "Wir sind vorbereitet", ließ Brandenburg wissen, auch in Thüringen und Sachsen erwartet man Züge.

An der Kapazitätsgrenze

Almanya! In München ist jeder willkommen
A young migrant boy tries on a Bahn security officer's cap after arriving with the first 'special' train from Salzberg, before boarding a regional S-Bahn train, at the main station in Munich, Germany September 5, 2015. Austria and Germany threw open their borders to thousands of exhausted migrants on Saturday, bussed to the Hungarian border by a right-wing government that had tried to stop them but was overwhelmed by the sheer numbers reaching Europe's frontiers.Left to walk the last yards into Austria, rain-soaked migrants, many of them refugees from Syria's civil war, were whisked by train and shuttle bus to Vienna, where many said they were resolved to continue on to Germany. REUTERS/Michael Dalder
Die Münchner stimmen ihrer Kanzlerin ohnehin zu, so scheint es. Unzählige Freiwillige helfen dort, wo die Polizei nicht mehr kann – viele Beamte sind an der Belastungsgrenze, manche haben ihren Urlaub abgesagt, klagt die Gewerkschaft. Schon seit Wochen kommen täglich bis zu 1500 Flüchtlinge in Bayern an, einen Ansturm wie jetzt hat man aber noch nie gesehen. "Das sind bis zu drei Mal so viele wie an früheren Tagen. Da kommen wir langsam an die Kapazitätsgrenze", sagt Ivo Priebe vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam.

Am Samstag merkt man den Beamten nichts an. Dafür wird zu viel gelächelt.

Kommentare