7000 werden kommen, hieß es. Vielleicht auch 8000, möglicherweise noch mehr. Aufregung? Die gibt es deshalb nicht. "Welcome to Munich!", schallt es aus den Lautsprechern, als am Samstag der erste Sonderzug mit 250 Flüchtlingen aus Ungarn eintrifft. Die Menschen darin, sie lachen, sie weinen. "Almanya!", ruft ein junger Mann aus dem Zug. Er ist endlich dort, wo für ihn die Hoffnung wohnt.
In der Bahnhofshalle stehen Kinder, die Spielzeug gebracht haben, für die Flüchtlingskinder. Es wird applaudiert. "Rechtliche Fragen sind mir im Moment nicht so wichtig", sagt Christoph Hillenbrand, der oberbayerische Regierungspräsident. Er hat spontan eine Pressekonferenz am Hauptbahnhof organisiert; die Registrierung der Flüchtlinge sei heute ausgesetzt, sagt er. Alles wirkt organisiert, selbst im Ausnahmezustand.München lächelt.
"Wir haben Hilfe zu leisten. Ob es uns passt oder nicht"
Schon Anfang der Woche hatte die Stadt einen noch nie gesehenen Flüchtlingsstrom zu bewältigen, man hat gelernt. Vor dem Bahnhof stehen Zelte, wo die Ankommenden mit dem Nötigen versorgt werden: Wasser, Essen, Windeln für die Kinder. Viele haben Tage am Bahnhof in Budapest verbracht, freuen sich darauf, sich waschen zu können.
27 Busse stehen bereit, um sie in Erstaufnahmelager zu bringen, unbürokratisch, ohne politisches Gemurre. Die Devise aus Berlin ist klar: "Wir haben Hilfe zu leisten. Ob es uns passt oder nicht", ließ Angela Merkel wissen. Auch in den störrischen östlichen Bundesländern ist die Botschaft angekommen – Flüchtlingszüge werden von Österreich aus gleich dorthin umgeleitet. "Wir sind vorbereitet", ließ Brandenburg wissen, auch in Thüringen und Sachsen erwartet man Züge.
An der Kapazitätsgrenze
Die Münchner stimmen ihrer Kanzlerin ohnehin zu, so scheint es. Unzählige Freiwillige helfen dort, wo die Polizei nicht mehr kann – viele Beamte sind an der Belastungsgrenze, manche haben ihren Urlaub abgesagt, klagt die Gewerkschaft. Schon seit Wochen kommen täglich bis zu 1500 Flüchtlinge in Bayern an, einen Ansturm wie jetzt hat man aber noch nie gesehen. "Das sind bis zu drei Mal so viele wie an früheren Tagen. Da kommen wir langsam an die Kapazitätsgrenze", sagt Ivo Priebe vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam.
Am Samstag merkt man den Beamten nichts an. Dafür wird zu viel gelächelt.
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