Papst gedachte der vor 40 Jahren verschwundenen Emanuela Orlandi

Papst gedachte der vor 40 Jahren verschwundenen Emanuela Orlandi
Bruder der Vermissten spricht von "Signal der Hoffnung". Demonstranten in Rom forderten "Wahrheit" über die Causa.

Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Sonntag der vor 40 Jahren unter rätselhaften Umständen verschwundenen damals 15-jährigen Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi gedacht. Der Papst drückte den Angehörigen, vor allem Orlandis Mutter, seine Nähe aus. Er sei all den Menschen nahe, die eine geliebte Person vermissen, sagte der Papst.

Emanuela Orlandis Bruder Pietro, der seit Jahrzehnten um die Aufklärung des Schicksals seiner Schwester kämpft, hatte in den vergangenen Tagen die Hoffnung geäußert, dass der Papst beim Angelus-Gebet der verschwundenen Frau gedenke. "Ein Tabu ist endlich gefallen. Der Papst hat Emanuela gedacht, das ist ein Signal der Hoffnung. Wir hoffen, zur Wahrheit zu gelangen", kommentierte Pietro Orlandi nun die Aussagen des Papstes.

Angehörige und Bürger hatten sich am Sonntag noch vor dem Angelus auf dem Petersplatz versammelt und an einer Demonstration beteiligt. Sie forderten die "Wahrheit" über das Schicksal des auf mysteriöse Weise verschwundenen Mädchens. Die Demonstranten trugen T-Shirts mit Emanuelas Fotos. Sie riefen Papst Franziskus auf, beim Angelus-Gebet der verschwundenen Frau zu gedenken. "Nach 40 Jahren kämpfen wir weiter, weil wir nicht passiv eine große Ungerechtigkeit erdulden wollen", sagte Pietro Orlandi.

An einem schwülen Juni-Abend des Jahres 1983 verschwand die 15-Jährige spurlos. Nach dem Besuch einer Musikschule in der römischen Altstadt kam sie nicht mehr nach Hause. In den ersten Jahren ging man gar von einer internationalen Verschwörung aus, die für das Verschwinden des Mädchens verantwortlich sei. Der Fall sorgte nicht nur in Italien für großes Aufsehen. 2022 verfilmte Netflix die Geschichte in der vierteiligen Serie "Vatican Girl".

Der Vatikan erklärte am Donnerstag, dass eine neue Untersuchung, die die vatikanische Justiz im Fall der 1983 verschwundenen Orlandi eingeleitet hat, auf einige vielversprechende Hinweise gestoßen sei. Diese seien mit der Staatsanwaltschaft in Rom geteilt worden, berichtete der Vatikan.

Emanuela war das vierte von fünf Kindern von Ercole und Maria Orlandi. Ihr Vater war Angestellter des Vatikan, die Familie lebte in der Vatikanstadt. "40 Jahre sind eine lange Zeit. Die vom Vatikan durchgeführte Aktion ist ein erster Schritt", sagte Emanuelas Bruder Pietro Orlandi am Donnerstag. "Ich hoffe, dass die der Staatsanwaltschaft Rom übergebenen Unterlagen von Bedeutung sind und dass der Vatikan weiterhin aktiv mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet. Es müssen noch viele Dinge geklärt werden. Meine Schwester verdient Wahrheit und Gerechtigkeit", so Pietro Orlandi.

Kommentare