Eklat im Weißen Haus: Erdogan zeigte Trump Anti-Kurden-Video

Der türkische Präsident wollte sein US-Gegenüber gegen die Kurden aufwiegeln. Das sorgte für Empörung.

Nach außen hin gaben sich Trump und Erdogan nach ihrem Treffen sehr verbindlich, während des Gesprächs dürfte es allem Anschein nach aber nicht so harmonisch zugegangen sein: Wie mehrere US-Medien berichten, hat der türkische Präsident Trump wohl ein Video auf einem mitgebrachten Ipad gezeigt, mit dem er einen Spalt in das Bündnis der USA mit der Kurdenmiliz YPG in Syrien treiben wollte.

Aufgegangen ist der Plan nicht: Das Video, in dem der Kommandeur für schwere Terroranschläge in der Türkei verantwortlich gemacht wird, in dem man dramatische Aufnahmen von Anschlägen und ihren Opfern sieht, sorgte für Empörung im Oval Office. „Wollen Sie, dass ich die Kurden dazu bringe, eines darüber zu machen, was Sie getan haben?“, soll Senator Lindsey Graham, außenpolitisches Schwergewicht der Trump-Partei, bei dem Treffen gesagt haben, berichtet die Nachrichtenseite Axios. „Erdogan dachte anscheinend, dass er die Senatoren umstimmen könne, indem er sie zwingt, einen klobigen Propagandafilm anzuschauen.“

Video veröffentlicht

Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun veröffentlichte den viereinhalbminütigen Propaganda-Film, der US-Präsident Donald Trump und fünf Erdogan-kritischen Senatoren vorgeführt wurde, später auf Twitter.

Neben Graham wohnten CNN zufolge auch die Senatoren Jim Risch, Ted Cruz, Joni Ernst und Rick Scott dem Treffen bei. Politisch ist das Verhältnis zwischen den USA und Nato-Partner Türkei wegen der Kurdenfrage und wegen des Kaufs eines russischen Waffensystems stark belaste. Nachdem die USA ab Anfang Oktober den Großteil ihrer Soldaten aus Nordsyrien zurückriefen, hatte die türkische Armee in Nordsyrien eine Offensive gestartet. Ziel war es, kurdische Kräfte der YPG aus einem Korridor entlang der türkisch-syrischen Grenze zurückzudrängen. Die Kurden in Syrien warfen den USA, für die sie verlustreich gegen den IS gekämpft hatten, daraufhin vor, Washington habe sie im Stich gelassen.

Weiterer Streitpunkt zwischen Ankara und Washington ist das Raketenabwehrsystem S400, das die Türkei von Russland gekauft hat - ein für einen Nato-Staat außergewöhnlicher Schritt. Die USA hatten die Türkei als Reaktion darauf von der Entwicklung des neuen Kampfjets F-35 ausgeschlossen und wollen wegen Sicherheitsbedenken das Flugzeug auch nicht mehr an die Türken liefern.

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