Eiszeit zwischen Riad und Teheran

Diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen gekappt, Flüge gestrichen.

Lob statt Kritik habe Saudi-Arabien verdient, sagte Außenminister Adel al-Jubeir am Montag. Al-Nimr und die anderen 46 Hingerichteten vom Wochenende seien Terroristen gewesen. Für Riads Urteil solle die Welt dankbar sein, sagte Jubeir laut Nachrichtenagentur Reuters.

Nimr Al-Nimr war ein scharfer Kritiker des saudischen, aber auch anderer Regime. Er galt als ausgesprochener Pazifist. Dass sein Tod jetzt Öl im Feuer der Sektierer ist, erscheint als große Ironie. Und doch. Die Spannungen zwischen dem sunnitisch-wahhabitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran haben sich am Montag weiter verschärft. Riad brach alle wirtschaftlichen Beziehungen mit Teheran ab und strich alle Flüge in den Iran.

Nach der saudischen Regierung hat auch das befreundete Herrscherhaus im benachbarten Bahrain am Montag seine diplomatischen Kontakte zum Iran abgebrochen. Die Begründung: Der Iran mische sich zunehmend in die Angelegenheiten arabischer Staaten – auch Bahrains – ein. Das Herrscherhaus in Bahrain ist sunnitisch. Die Bevölkerung in dem kleinen Königreich ist aber zu rund 70 Prozent schiitisch. Auch hier war es nach der Hinrichtung al-Nimrs zu heftigen Protesten gekommen.

Die Deutschen hatten gewarnt

Der Westen ist seit Samstag darum bemüht, die beiden Konfliktparteien zum Dialog aufzurufen. Dieser ist für die Stabilität im Nahen Osten und die Lösung der Krisen in der Region – allen voran Syrien und Jemen – von grundlegender Bedeutung.

Die USA riefen Riad und Teheran auf, die Wogen zu glätten. In Washington fürchtet man vor allem eines: Dass die Funkstille zwischen Iran und Saudi-Arabien ein schwerer Rückschlag im Kampf gegen die Terrormiliz IS werden könnte. Am Verbündeten Riad hält Washington aber weiter fest. Noch.

Ebenso Berlin. Auch die deutsche Regierung denkt nicht an Sanktionen gegen Saudi-Arabien und setzt weiter auf den Dialog mit Riad. Dabei hatte der deutsche Geheimdienst BND schon im Dezember vor der destabilisierenden Rolle der Saudis in der Region gewarnt. Der neue König setze auf eine "impulsive Interventionspolitik" hieß es in einem Bericht.

Der Iran erntete Kritik vom deutschen Außenamt, weil er offenbar nicht imstande war, diplomatische Vertretungen zu schützen. Die Sanktionen gegen den Iran sollen dennoch bald aufgehoben werden, wenn es nach der deutschen Bundesregierung geht. "Schon in diesem Monat" könne es so weit sein, sagte ein Sprecher des Außenamtes in Berlin am Montag. Die neuen Spannungen könnten ein Auslaufen der Sanktionen allerdings verzögern.

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