Eine starke soziale Dimension für die Zukunft unserer Union

Vergangenen Freitag fand im schwedischen Göteborg der Sozialgipfel zum Thema faire Arbeitsplätze und Wachstum statt. Wir als Gastgeber treten schon lange dafür ein, dass die Europäische Union die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen unserer Bürgerinnen und Bürger stärker in den Blick nehmen sollte. Dies ist der erste Sozialgipfel seit 20 Jahren, und er bringt erstmals die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten, die Verantwortlichen der EU-Institutionen, die Sozialpartner sowie Vertreter der Zivilgesellschaft zusammen.

Europa war in den vergangenen zehn Jahren mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Die Finanzkrise hat unsere Volkswirtschaften und unser soziales Gefüge schwer getroffen. Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit erreichten in ganz Europa unannehmbar hohe Werte. Die Sorgen in der Bevölkerung nahmen zu, ebenso wie Fremdenfeindlichkeit und Populismus. Gleichzeitig ändert sich infolge der Digitalisierung und Globalisierung die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten.

Welt von morgen

In Europa gibt es heute mehr Erwachsene über 65 als Kinder unter 14. Die Mehrzahl der Kinder, die heute in die Schule kommen, wird später möglicherweise einer Tätigkeit nachgehen, die heute noch gar nicht existiert. 40 Prozent der Arbeitgeber beklagen schon jetzt, dass sie keine Leute mit den Kompetenzen finden, die sie brauchen. Wir stehen vor neuen Herausforderungen, aber gleichzeitig auch vor neuen Möglichkeiten.

Dank unseres entschlossenen Handelns wendet sich in Europa langsam aber sicher das Blatt: Das Wirtschaftswachstum liegt inzwischen bei über zwei Prozent, und in den vergangenen drei Jahren sind mehr als acht Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden.

Die EU-Mitgliedstaaten und die EU-Institutionen müssen Entschlossenheit und Engagement zeigen, um Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu stärken. Wir müssen konkrete Ergebnisse erzielen und den Alltag der Menschen verbessern. Im Rahmen der Debatte zur Zukunft der EU haben wir beide keinen Zweifel daran gelassen, dass ein gerechteres und sozialeres Europa das Herzstück unserer Union sein muss.

Die Verantwortung beginnt auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene – und dabei sollten die Sozialpartner auf allen Ebenen in Europa einbezogen werden.

Vor wenigen Wochen haben sich die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der Rat auf eine europäische Säule sozialer Rechte verständigt. Sie ist Ausdruck unseres gemeinsamen Engagements für die Werte und Rechte, für die wir alle eintreten – von Gleichheit über sozialen Schutz und gerechte Arbeitsbedingungen bis hin zu lebenslangem Lernen. Die Proklamation der Säule sozialer Rechte markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem sozialeren Europa. Das Gipfeltreffen war ein Schlüsselmoment für die Debatte über Europas Zukunft.

Das Europa, für das wir arbeiten, ist ein Europa, das die Anliegen und Interessen der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir haben in Göteborg grundlegende Werte in der Zukunft der Europäischen Union verankert. Denn das ist es, was die Bürger Europas von uns erwarten.

Dieser Text stammt von Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, und Stefan Löfven, Ministerpräsident von Schweden und Gastgeber des Sozialgipfels.

Kommentare