Eine Parlamentswahl mit vielen Déjà-vus

Im Zeichen der Ukraine-Krise und eigener massiver Probleme wählt Moldau ein Parlament.

Man nehme die gegenwärtigen Probleme der Ukraine, mische sie, würfle sie durcheinander, verschiebe sie zeitlich – und man hat die Probleme Moldaus vor sich. Heute wird in dem Staat zwischen der Ukraine und Rumänien ein neues Parlament gewählt – eine Wahl ganz im Zeichen der Ukraine-Krise. Eine Richtungswahl also. Eine mit vielen Fragenzeichen: Was wird danach passieren? Welche Koalition kommt zustande? Kommt es zu Protesten? Und wenn es zu Protesten kommt: Wer wird protestieren – jene, die die Zukunft des Landes eher an der Seite Russlands sehen, oder die, die nach Europa wollen?

Rückblick: Parlamentswahlen 2009, die nach westen orientierte Opposition ortet Wahlfälschungen, tagelang kommt es in der Hauptstadt Chisinau zu Protesten gegen die Kommunistische Partei und Korruption. Die Armee wird eingesetzt – wie durch ein Wunder stirbt nur ein Mensch. Die Wahlen werden wiederholt. An die Macht kommt ein Bündnis aus drei Oppositionsparteien.

Eine Parlamentswahl mit vielen Déjà-vus
Und jetzt? Drei Mal war die liberale Regierungskoalition in den vergangenen Jahren umgebildet worden, Auslöser waren jeweils Korruptionsskandale. Und so zeigen Umfragen die Kommunistische Partei des charismatischen Polit-Urgesteins Vladimir Voronin erneut an der Spitze (14–30 Prozent). Gefolgt von den drei Regierungsparteien: den Liberaldemokraten (14–18 Prozent), den Demokraten (11– 13 Prozent) sowie den Liberalen (7–11 Prozent). Und auch die klar Russland-orientierten Sozialisten (7–9 Prozent) dürften den Einzug schaffen. Die ebenso Russland-nahe Partei "Patria" des Unternehmers Renato Usatii wurde dagegen knapp vor der Wahl wegen illegaler Wahlkampffinanzierung ausgeschlossen. Ihr wurden bis zu 15 Prozent zugetraut.

Als echten Erfolg kann die Regierung – zuletzt unter Premier Iurie Leanca – an sich nur den Abschluss des Assoziierungsabkommens mit der EU verbuchen. Aber es ist Russlands Reaktion darauf, die wahlentscheidend sein könnte: Ein umfassendes Embargo auf landwirtschaftliche Produkte, ein schwerer Schlag für die Wirtschaft.

Eines taten moldauische Politiker aller Lager jedenfalls vor der Wahl kund: Eine Revolution wie in der Ukraine will man nicht. Denn Russland ist auch ohne direkte Grenze nahe. Mindestens 15.000 russische Soldaten sind im seit den frühen 90er-Jahren abtrünnigen Transnistrien stationiert. Diesen Konflikt will man keinesfalls eskalieren.

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