Mit der berühmten Modemarke begann einst der unaufhaltsame Erfolg von Bernard Arnault: 1984 kaufte er das damalige Dior-Mutterunternehmen, das vor der Pleite stand, für einen symbolischen Franc, um in der Folge nach und nach sein Luxus-Imperium mit 75 Marken aus dem Bereich der Mode, Spirituosen und Weine, Lederwaren, Schmuck und Uhren aufzubauen. Seit Jahren verzeichnet es immer neue Rekordzahlen.
Dem Höhenflug der Luxus-Branche, die keine Krise kennt, und dem wertvollsten Konzern des Landes ist es auch zu verdanken, dass Paris London im November als größten Börsenplatz in Europa abgelöst hat.
Arnault überlässt nichts dem Zufall – so gilt es als Vertrauensbeweis, dass er die Kernmarke Christian Dior nun in die Hände seiner Tochter Delphine legt. Bislang war die 47-Jährige stellvertretende Generaldirektorin bei dem umsatzträchtigsten Label Louis Vuitton.
"Ihr geschärfter Blick und ihre unvergleichliche Erfahrung werden entscheidende Trümpfe sein", begründete Bernard Arnault seine Wahl. Unklar bleibt, ob es sich auch schon um eine Vorentscheidung der Nachfolge auf den LVMH-Chefposten handelt. Aufgeben will der 73-Jährige diesen ohnehin nicht sofort: Gerade ließ er die Altersgrenze dafür von 75 auf 80 Jahre hinaufsetzen. Dennoch bringen sich die Junioren in Stellung.
Da gibt es zum einen Delphine Arnaults Bruder Antoine, derzeit Generaldirektor der Kontroll-Holding Christian Dior SE, außerdem Chef des italienischen Schuh-Fabrikanten und der Modemarke Loro Piana. Aber auch die drei jüngeren Halbbrüder aus der Ehe mit Arnaults aktueller Frau, einer kanadischen Pianistin, stehen parat: Der 30-jährige Alexandre Arnault ist Generaldirektor des Kofferherstellers Rimova und Vize-Chef des Schmuckunternehmens Tiffany, einem der jüngsten Zukäufe von LVMH.
Frédéric Arnault, 28 Jahre alt, leitet TAG Heuer, eine Marke für Luxus-Sportuhren. Der jüngste im Kreis der Geschwister, der 24-jährige Jean Arnault, wiederum arbeitet als Entwicklungschef der Uhren von Louis Vuitton. Alle fünf sind natürliche Konkurrenten – und eng miteinander verbunden. Die beiden Älteren wurden als Patentante und -onkel der Jüngeren eingesetzt.
Vor drei Jahren veröffentlichte Alexandre Arnault auf Instagram die erste Postkarte, die ihm sein damals 14-jähriger Bruder Antoine geschrieben hat: "Lieber Alexandre, ich hoffe, deine Geburt ist gut gelaufen. Ich rate dir, sofort anzufangen zu arbeiten, sonst ..." Vielleicht war es nur ein Scherz. Dennoch sagen die Zeilen viel über den Leistungsanspruch im Hause Arnault aus, in dem man diskret ist, viel arbeitet und den Wettbewerb nicht scheut. Auch nicht mit der eigenen Familie.
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