Ehefrau von saudischem Blogger fleht um Hilfe
Manch einer spricht von einem "Todesurteil auf Raten". Es scheint fraglich, ob der saudische Blogger Raif Badawi die insgesamt 1000 Peitschenhiebe, zu denen er verurteilt wurde, überleben kann. Der 31-Jährige wirkt zerbrechlich und ist Diabetiker, was die Wundheilung erschwert. Sein Gesundheitszustand nach den ersten 50 Schlägen vor zwei Wochen sei so schlecht, dass ein achtköpfiges saudisches Ärzteteam empfohlen habe, die für Freitag geplante neuerliche Tortur auszusetzen. Das teilte die Organisation Amnesty International, die sich vehement für den Blogger einsetzt, mit.
So kämpferisch die Islamwissenschafterin ist, so ist sie auch am Ende ihrer Kräfte. "Ich fühle mich zerstört, aber ich werde nicht in einer Ecke sitzen und weinen", sagte sie dem Guardian. Das sei sie ihrem Mann und ihren Kindern schuldig. Haidar lebt mit ihren drei Kindern Najwa (11), Terad (10) und Miriam (7) in Kanada. Dort erhielten sie Asyl. In ihrer neuen Heimat veranstaltete Haidar für ihren Mann vorige Woche auch eine Feier zum 31. Geburtstag. Ein Stück der Torte fror sie ein – für den Tag, an dem er wiederkommt.
Wobei das Warten auf den Mann und Vater kaum zu ertragen sei. "Man kann sich ja vorstellen, wie es den Kindern geht, wenn sie hören, dass ihr Vater öffentlich ausgepeitscht wird, vor allen Leuten", sagte sie in der Deutschen-Welle-Sendung "Shabab Talk". "Ich will meine Stimme überall hintragen, in die ganze Welt. Und ich hoffe, dass die ganze Welt an unserer Seite steht."
Romeo und Julia
Ihre Liebe, erzählt Ensaf Haidar, sei irgendwie eine Romeo-und-Julia-Geschichte. 2000 hatte sie sich das Handy von ihrem Bruder ausgeborgt und irrtümlich dessen Freund Raif angerufen. Das Gespräch war der Auftakt eines zweijährigen Kennenlernens – ohne jedes direkte Aufeinandertreffen. Als ihre Eltern davon Wind bekamen, versuchten sie, dem ein Ende zu bereiten. Vergeblich. 2002 heirateten sie. Als der Blogger ins Visier der Behörden geriet, betrieb Ensafs Vater ihre Scheidung. Sie widersetzte sich – und hat seitdem kein Wort mehr mit ihrer Familie gesprochen.
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