Dutzende Verletzte bei schwerer Explosion in Kabul

Rauch über Kabul
Nach der Detonation einer Autobombe sollen Angreifer ein Gebäude gestürmt haben.

Bei der Explosion einer Autobombe in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Montag mindestens 65 Menschen verletzt worden. 65 Verletzte seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wadihullah Mayar, im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Er warnte, die Opferzahl könne noch steigen.

Rettungskräfte würden weiter Verwundete in Krankenhäuser bringen, sagte Mayar. Ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, sagte, zunächst sei eine Autobombe explodiert. Anschließend hätten mehrere Angreifer ein Gebäude gestürmt. Die Gegend, in der sich unter anderem Militär- und Regierungsgebäude befinden, wurde abgeriegelt. Der Einsatz dauere an.

Berichte über Schüsse

Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Schüssen kurz nach der Explosion. Über der betroffenen Gegend stieg eine Rauchwolke auf.

Das Ziel der Explosion war zunächst unklar. Der afghanische Fußballverband, der seinen Sitz ebenfalls in der Gegend hat, erklärte, die Explosion habe sich in der Nähe seines Gebäudes ereignet. "Einige unserer Kollegen sind im Inneren eingeschlossen, wir haben Berichte über einige Verletzte", sagte ein Sprecher. Es sei unklar, ob die Angreifer in das Gebäude eingedrungen seien.

In der Nähe des Explosionsortes befindet sich auch der Sender Shamshad TV, der sein Programm kurzzeitig unterbrach. Anschließend wurden Bilder der Räumlichkeiten des Senders gezeigt, die stark beschädigt waren. Unter anderem waren zerborstene Fensterscheiben zu sehen. Der Sender war aber nach eigenen Angaben nicht das Ziel.

Lokale Medien berichteten, dass sich in der Nähe des Anschlagortes eine Logistikeinrichtung der afghanischen Militärs befinde.

Noch kein Bekennerschreiben

Ein Mitarbeiter eines Regierungsgebäudes in der Nähe des Anschlagsortes, der bereits mehrere Anschläge in dem Viertel miterlebte, sprach von einer sehr starken Explosion. Das Fenster hinter ihm sei auf seine Schultern gefallen. "Ich dachte, das ist der letzte Tag meines Lebens", sagte er. "Leben in Afghanistan ist ein Glücksspiel."

Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu der Explosion. In Kabul sind sowohl die radikalislamischen Taliban als auch die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aktiv.

USA und Taliban verhandeln in Katar

Die Explosion ereignete sich zwei Tage nach Beginn der neuen Verhandlungsrunde zwischen den Taliban und den USA in Katar. In einem Friedensabkommen soll ein Abzug der US-Streitkräfte nach mehr als 17 Jahren im Land vereinbart werden.

Im Gegenzug müssten die Taliban Garantien dafür geben, dass das Land nie wieder Rückzugsgebiet für islamische Extremisten wird, wie dies vor den Anschlägen vom 11. September in den USA der Fall war. Die USA streben einen Durchbruch bei den Verhandlungen bis Ende August an. Im September sollen in Afghanistan Präsidentschaftswahlen stattfinden.

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