Terror in U-Bahnen geplant

Hier im Bild Chuck Hagel, Verteidigungsminister der USA. Die Vereinigten Staaten warnen vor möglichen Anschlägen in der Türkei
In den Niederlanden wurden Soldaten angehalten, in der Öffentlichkeit keine Uniform mehr zu tragen.

Weltweit wächst die Angst vor Terroranschlägen durch Dschihadisten, die vom "Islamischen Staat" rekrutiert worden sind – und die Gründe für die Angst scheinen triftig zu sein. Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi etwa warnte am Rande der UNO-Generalversammlung vor U-Bahn-Anschlägen in Paris und den USA. Entsprechende Geheimdienstinformationen habe er erhalten: Die Angaben stammten von IS-Vertretern, die in Bagdad festgenommen worden seien. Die Details der Informationen seien glaubwürdig.

Die USA haben ihre Bürger vor möglichen Anschlägen in der Türkei gewarnt. Besonders betroffen ist demnach das südöstliche Grenzgebiet zu Syrien und dem Irak. Konkrete Hinweise auf geplante Anschläge gebe es jedoch nicht, erklärte die US-Botschaft in Ankara.

Nach der Ermordung einer französischen Geisel durch IS-Sympathisanten in Algerien verschärft auch Frankreich die Sicherheitsmaßnahmen an öffentlichen Plätzen und in Transportmitteln. Zudem werde Paris die Unterstützung für gemäßigte Rebellengruppen in Syrien verstärken, hieß es in einer Erklärung des Präsidentschaftspalastes.

Soldaten in zivil

In den Niederlanden wurden Soldaten angehalten, in der Öffentlichkeit keine Uniform mehr zu tragen. Bahn und Bus sollten nur noch in Zivilkleidung benutzt werden, die Soldaten sollten sich erst an ihrer Arbeitsstelle umziehen, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Am Dienstag hatte ein niederländischer Islamist, der sich im syrischen Aleppo der Al-Nusra-Front angeschlossen haben soll, in einem Internet-Video zu Anschlägen in seinem Heimatland aufgerufen. Er forderte auf Niederländisch "starke Aktionen gegen den niederländischen Staat", weil dieser die US-Luftangriffe unterstütze.

In London hat die Polizei neun Männer unter Terrorismusverdacht festgenommen. Die Männer im Alter zwischen 22 und 51 Jahren sollen einer verbotenen Organisation angehören oder zu Terrorakten angestiftet haben, wie Scotland Yard mitteilte.

Hassan Rohani ist derzeit ein gefragter Mann in New York. Der iranische Präsident führt Podiumsdiskussionen mit prominenten US-Journalisten oder trifft sich am Rande der UN-Vollversammlung zu Vieraugengesprächen mit Staats- und Regierungschefs, wie etwa mit dem britischen Premier David Cameron. Der stets verbindliche Präsident vermeldet solche Treffen auch gleich per Twitter, um deutlich zu machen, welche Schlüsselrolle der Iran in Nahost derzeit spielt. Auch sein Auftritt vor der Vollversammlung am Donnerstag sollte sich vor allem darum drehen.

USA informieren Iran

Tatsächlich, im Kampf gegen die Terrormiliz IS und ihren Staat agiert der Iran militärisch zwar im Alleingang, doch ganz im Sinne der westlichen Allianz rund um die USA. Die gibt inzwischen offen zu, die Iraner über ihre Angriffe zu informieren: In Syrien etwa, wo iranische Militärberater seit langem die Armee von Präsident Assad unterstützen. Dass exakt diese Einheiten vor einem Jahr noch Anlass für die USA waren, dem Iran mit militärischen Maßnahmen zu drohen, scheint vergessen. Jetzt ist es der Iran, der die USA dafür kritisiert, gegen jedes Völkerrecht in Syrien zu intervenieren.

Schützenhilfe im Irak

Im Irak, auch das macht Rohani deutlich, konnte der Vormarsch der IS auf Bagdad nur durch iranische Verstärkungen für die schiitischen Milizen gestoppt werden. Diese gelten ohnehin als verlängerter Arm Teherans in dem Land, das gerade wieder entlang religiöser und ethnischer Grenzen in Stücke bricht.

Doch der Iraner macht nicht nur den gemeinsamen Kampf gegen den IS zum Thema, sondern auch ein zweites Problem, das, wie er meint, ebenso rasch und konsequent gelöst werden müsse: Der Streit um das iranische Atomprogramm.

Im November stehen in New York die nächsten entscheidenden Verhandlungen über den seit mehr als einem Jahrzehnt ungelösten Konflikt an. Ganz ähnlich wie US-Präsident Obama meint auch Rohani, dass es zur Zeit eine einmalige Möglichkeit gebe, um ihn zu lösen. Wenn schon nicht endgültig, argumentiert der Iraner, dann zumindest für die nächsten Jahre. Einer konkreten Einigung wirklich nähergekommen sind die beiden Seiten allerdings vorerst nicht. Für Rohani kommen die US-Pläne einer quasi Einstellung des Atomprogramms gleich, was er vor Irans religiösem Führer Ali Khamenei nicht vertreten könnte. Die USA aber halten die iranischen Vorschläge, das Atomprogramm zu beschränken, für rein kosmetische Maßnahmen.

Angriff auf Ölquellen

Als militärischen Verbündeten, das haben die USA am Rande des UN-Gipfels deutlich gemacht, will man den Iran nicht akzeptieren. Im Krieg gegen den IS, der zur Zeit ohnehin nur aus der Luft geführt wird, hat man andere Partner, die den Iran nicht an ihrer Seite akzeptieren würden, etwa Saudi-Arabien. Saudische Kampfjets – in einem davon sitzt sogar der Sohn eines Kronprinzen – sind bei den Angriffen in Syrien dabei. Derzeit nimmt man vor allem die Ölquellen, die die IS-Truppen erobert haben, unter Feuer. Diese sind eine wesentliche Geldquelle für die Terroristen.

So viel militärisches Engagement kann die USA nicht von allen Verbündeten erwarten, auch weil einige offensichtlich in die Allianz aufgenommen wurden, ohne vorher gefragt zu werden. Slowenien etwa, ärgert sich dessen Premier Miro Cerar, "wurde ohne unsere Einwilligung auf die Liste gesetzt".

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