Chaos-Diplomat: Trumps Sondergesandter verheddert sich im Putin-Deal

US-ARMENIA-AZERBAIJAN-DIPLOMACY-POLITICS
Missverständnisse, Rückzieher, peinliche Orden – Steve Witkoff macht mit Servilität und Fehlern russische Propaganda salonfähig.

Geisel-Befreiung in Gaza. Beilegung des Zwölf-Tage-Krieges zwischen Iran und Israel. Die Einhegung des Atom-Programms der Mullahs. Und zwischendurch immer wieder Russland-Ukraine. Heißt: Putin, Putin, Putin.

Steve Witkoff dürfte am Ende des Jahres das dickste Flugmeilen-Konto der US-Regierung haben. Dabei ist der 68-Jährige als "Sondergesandter der Vereinigten Staaten für den Nahen Osten" eigentlich nur eine Randfigur. Chef-Diplomat der Vereinigten Staaten ist Außenminister Marco Rubio. 

Für Donald Trump aber ist der graumelierte Immobilien-Milliardär seit Amtsantritt auf der Weltbühne die Allzweck-Vorhut schlechthin - und der einzige echte Verbindungsmann zum russischen Präsidenten. Aber wie lange noch?

Bei der Anbahnung des Alaska-Gipfels am kommenden Freitag unterliefen Witkoff offenbar schwere Fehler. Nachdem Putin ihm im Kreml die bei Licht betrachtet für Kiew wie Europa unannehmbaren russischen Bedingungen für eine befristete Waffenruhe im Krieg gegen die Ukraine in den Block diktiert hatte, informierte Witkoff seinen Dienstherrn. Trump setzte eilig eine Telefonkonferenz mit europäischen Staats- und Regierungschefs sowie dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij an.

Dabei deutete Trump an, Putin sei bereit, sich aus den Regionen Saporischschja und Cherson zurückzuziehen, wenn die Ukraine im Gegenzug Donezk komplett aufgibt. Falsch. Tags drauf korrigierte sich Witkoff. In Europa wuchs die Verwirrung. Man forderte ein erneutes Telefonat mit Witkoff, um Putins Strategie zu entwirren. Dabei trat Witkoff den totalen Rückzug an und sagte, Russland verlange ohne Gegenleistung den einseitigen Rückzug der Ukraine aus Donezk. Absehbare Konsequenz: Kiew und die EU-Vertreter winkten ab. 

"Lässt sich blenden"

Überforderung? Missverständnis? Schlechte Übersetzer? In EU-Verhandlungskreisen wird Witkoffs Rolle zunehmend als Belastung angesehen. Seit Wochen wird hinter vorgehaltener Hand moniert, dass Witkoff bei seinen Begegnungen mit dem Kriegsverbrecher Putin „äußerst servil” wirke. 

Mehrfach habe Witkoff „haltlose Argumentsstränge” des Kreml über die Entstehung des Ukraine-Konflikts übernommen, bestritten, dass Moskau der Kriegstreiber ist und Sanktionen gegen Russland als falsch bezeichnet. „Dass Trump permanent die verquere Botschaft sendet, Putin wolle Frieden in der Ukraine, geht maßgeblich auf Witkoff zurück”, sagte ein EU-Diplomat in Washington schon vor Wochen, „er lässt sich vom russischen Präsidenten ständig blenden.”

Witkoff wischt das bereite. Ihm sei es immer darum gegangen, „eine Freundschaft, eine Beziehung" zu Putin aufzubauen. Was der Ex-KGB-Agent darunter versteht, zeigt seine jüngste Geste, die ein erfahrener Karriere-Diplomat wohl abzuwettern gewusst hätte. So übergab er Witkoff vergangene Woche den Lenin-Orden. Empfängerin ist die beim US-Geheimdienst CIA in hoher Funktion angestellte Juliane Gallina. Ihr Sohn Michael Gloss litt an psychischen Problemen. Er kämpfte bis zu seinem Tod 2024 auf russischer Seite gegen die Ukraine. Der Lenin-Orden ist eine Auszeichnung aus der Sowjetzeit, mit der etwa hochrangige Spione/Doppel-Agenten ausgezeichnet worden. Witkoff war offenbar nicht bewusst, wie vergiftet das Mitbringsel ist.

Kommentare