Darf er, darf er nicht? Selenskij will zum Trump-Putin-Gipfel

„Konstruktiv“ seien die Gespräche gewesen, hieß es nach dem Treffen am Samstag von der US-Seite. Mehr wurde allerdings nicht kommuniziert – und das ist ein deutlicher Hinweis auf Meinungsverschiedenheiten.
Trumps Vizepräsident JD Vance war am Wochenende in London, und dass der kein Freund der Europäer ist, daraus machte er noch nie einen Hehl. Dieser Riss dürfte sich am Samstag nicht verkleinert haben, denn da ging es um das Streitthema: Trumps Treffen mit Wladimir Putin, das am kommenden Freitag in Alaska stattfinden wird.
Wenig Kritik aus Europa
Europa hat damit offensichtlich keine Freude, schließlich hat der US-Präsident seine europäischen Partner von seinem Plan nur informiert – eingeladen ist dazu explizit niemand. Anlegen will man sich in Brüssel, London und Berlin aber mit Trump nicht: Nach dem Treffen veröffentlichten die europäischen Staats- und Regierungschefs lediglich eine wolkige Erklärung, in der sie Trump freundlich für seine Bemühungen dankten und deponierten, dass sie „weiterhin an dem Grundsatz festhalten, dass internationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürfen.“ Das ist ein sehr leises Nein zu den von Trump und Putin ventilierten Pläne zu Gebietsabtretungen Kiews.
Dass der eigentlich wichtigste Gesprächspartner, der zweite Kriegsbeteiligte, ebenso wenig nach Alaska eingeladen ist, kommentierten die Europäer aber mit Unmut. Auch der ukrainische Präsident selbst ärgerte sich öffentlich: „Der Weg zum Frieden für die Ukraine muss gemeinsam und nur gemeinsam mit der Ukraine bestimmt werden, das ist eine Frage des Prinzips“, sagte Wolodimir Selenskij in seiner täglichen Videoansprache. Gebietsabtretungen kämen für ihn nicht infrage, wiederholte er abermals: „Diesen zweiten Versuch der Aufteilung der Ukraine durch Russland werden wir nicht zulassen“, sagte er – das ist als Seitenhieb darauf zu verstehen, dass der Westen bei der Annexion von Krim und Teilen des Donbass 2014 die Füße stillgehalten hatte.
Dreier-Treffen möglich
Trump reagierte auf die Zurufe aus Europa nur sehr verhalten. Das Weiße Haus ließ auf Nachfrage wissen, dass man gegen eine Reise Selenskijs nach Alaska nichts einzuwenden habe, derzeit werde aber nur ein Zweier-Gipfel organisiert. Das heißt im Klartext: Der ukrainische Präsident könne also gern in die USA kommen, was dann passieren werde, sei aber nicht vorhersagbar.
Theoretisch könnte Trump darauf bestehen, zu dritt am Tisch zu sitzen. Doch das dürfte ihm derzeit kein Anliegen sein, er scheint Putin vor dem Gipfel nicht vergraulen zu wollen. Der hat seine Rhetorik gegenüber Selenskij zwar in letzter Zeit etwas abgemildert – zu Kriegsbeginn nannte er ihn „illegitim“, eine „Marionette des Westens“, seine Regierung ein „Terrorregime“; er schloss auch stets aus, mit ihm direkt zu verhandeln. Mittlerweile ist Putins Haltung etwas kompromissbereiter, das Nein ist nicht mehr kategorisch – doch ein Gespräch sei „noch in weiter Ferne“, hieß es vom Kreml vor einigen Tagen.
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