Trumps barocke Welt: Belohnt wird nur, wer ihn hofiert

BRITAIN-US-ROYALS-DIPLOMACY
Mit dem royalen Empfang in Windsor schützen König Charles und Keir Starmer auch britische Interessen. Denn Trumps Außenpolitik folgt in erster Linie seiner persönlichen Zuneigung.
Johannes Arends

Johannes Arends

Mehr Pomp geht nicht. Ein militärischer Empfang durch König Charles, eine Kutschenfahrt durch die Gärten von Schloss Windsor, ein Besuch beim Grab von Königin Elizabeth II. Das britische Königshaus zog zum Auftakt des zweitägigen „State Visit“ für Donald Trump alle zeremoniellen Register. 

Entsprechend gut gelaunt dürfte der US-Präsident am Donnerstag in das Treffen mit dem britischen Premier Keir Starmer gehen, wo die beiden unter anderem ein neues Nuklearabkommen unterzeichnen wollen. Das transatlantische Verhältnis, es wirkt damit stabil wie eh und je.

Im US-Wahlkampf hatte Trump die Labour-Regierung noch verteufelt

Vor einem Jahr war das noch unvorstellbar. Noch im US-Wahlkampf hatte Trump Starmers Labour-Regierung verteufelt, ihr vorgeworfen, die Meinungsfreiheit abzutragen und Andersdenkende juristisch zu verfolgen. Heute wird der britische Premier trotz dramatischer Beliebtheitswerte und eklatanter ideologischer Gegensätze vom US-Präsidenten in Ruhe gelassen.

Wie das gelang? Starmer streichelte Trumps Ego, ohne sich zu unterwerfen. Er reiste schon im Februar nach Washington und überreichte dem US-Präsidenten als Gastgeschenk eine Einladung zu eben diesem „State Visit“, unterschrieben von König Charles III. Damit ermöglichte er Trump den Kontakt zu Menschen, die dieser bewundert: den britischen Royals. Eine Faszination, die Trump von seiner schottischen Mutter übernommen haben soll.

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Donald Trump (mitte) und König Charles III. in Windsor.

Vom verbesserten Verhältnis profitierte nicht nur Starmer selbst: Nach Trumps Zollandrohung im April waren es die Briten, mit denen seine Regierung die erste bilaterale Einigung erzielte – sie fiel mit Aufschlägen von zehn Prozent auf britische Waren vergleichsweise sanft aus.

Wer Trump schmeichelt, wird belohnt - wer ihm die Stirn bietet, bestraft

Das unterstreicht: Die Außenpolitik dieses US-Präsidenten folgt nur selten jenen ideologischen Leitplanken oder geschäftlichen Interessen, die ihm Anhänger und Kritiker gerne unterstellen. Sie richtet sich vielmehr nach seiner persönlichen Zuneigung.

In Trumps barocker Welt, und die ragt heute weit über die Landesgrenzen der USA hinaus, wird belohnt, wer den eigenen Stolz herunterschluckt und ihm schmeichelt. Wer ihm die Stirn bietet, wie Brasiliens Präsident Lula, wird mit voller Härte bestraft – in diesem Fall mit 50-Prozent-Zöllen, die sich mit keiner Handelsbilanz begründen lassen.

Wenn also NATO-Chef Mark Rutte Trump „Daddy“ nennt oder Milliardäre wie Mark Zuckerberg (Meta) oder Jensen Huang (Nvidia) dem Präsidenten bei einem Bankett reihum huldigen, dann schützen sie damit ihre Interessen: Trumps Druck auf die NATO-Staaten ließ nach, die Tech-Firmen erhielten Sondergenehmigungen, etwa für den Export von Mikrochips nach China.

Das Gute daran: Zumindest in diesem Verhalten ist der sonst so erratische US-Präsident berechenbar. Für Staatschefs in aller Welt sollte das eine Lektion sein, auch wenn nicht überall ein König als Chefdiplomat einspringen kann.

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