Spekulationen nach Trumps G7-Abreise: Treten die USA in den Nahost-Krieg ein?

Trump
Zusammenfassung
- Der erste G7-Gipfeltag endete überraschend mit einer Einigung zur Deeskalation zwischen Israel und dem Iran.
- Trumps unerwartete Abreise vom Gipfel heizte Spekulationen über einen möglichen US-Kriegseintritt gegen den Iran an.
- Die Lage in Teheran unruhig. Es gibt Berichte über Staus, Stromausfälle und leergekaufte Supermärkte.
Der erste G7-Gipfeltag in Kanada endete mit mehreren Überraschungen. Erstens einigten sich die Vertreter führender demokratischer Wirtschaftsnationen (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA) auf eine gemeinsame Erklärung zu den Angriffen zwischen Israel und dem Iran.
Sie fordern darin zur Deeskalation auf und mahnen, der Iran sei „die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors“ und dürfe niemals eine Atombombe besitzen. Israel wird nicht direkt kritisiert. Unerwartet war aber weniger der Inhalt, sondern mehr, dass es überhaupt zu einer Übereinkunft mit dem politisch wie diplomatisch schwer einschätzbaren US-Präsidenten Donald Trump kam.
Dieser sorgte auch für eine zweite Überraschung, indem er völlig unvorhergesehen schon am ersten Abend wieder abreiste – laut seiner Sprecherin wegen der „Ereignisse im Nahen Osten“. Er „wäre gerne geblieben“, so Trump, doch wegen „großer Dinge“ müsse er sofort zurück nach Washington. Was er damit meinte, ließ er offen.
Das wiederum führte zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der behauptete, Trumps frühzeitiges Verlassen des Gipfels habe mit Waffenruhe-Verhandlungen zwischen Israel und dem Iran zu tun. Das sei falsch, ließ Trump wissen, Macron sei „öffentlichkeitsheischend“ und liege immer falsch: „Er hat keine Ahnung, warum ich auf dem Weg nach Washington bin.“ Es gehe um „etwas viel Größeres“.
"Streben nach echtem Ende"
Spekulationen darüber, was das bedeutet, haben seitdem an Fahrt aufgenommen. An Bord der Air Force One sagte Trump gegenüber Journalisten später: „Wir streben nach etwas Besserem als nach einem Waffenstillstand.“ Was das konkret heiße? „Ein echtes Ende.“ Der Iran muss sein Nuklearprogramm laut ihm beenden.
Sollte das Mullah-Regime US-Interessen in der Region ins Visier nehmen, würde Washington den Iran „hart bestrafen“, verkündete er außerdem. Der Iran wisse aber, „dass er unsere Truppen nicht anrührt“. Er erwäge, seinen Vize J.D. Vance und seinen Sondergesandten Steve Witkoff zu einem Treffen mit Vertretern des Iran zu schicken, sagte Trump erst. Und später: Er sei „nicht sehr in der Stimmung, mit dem Iran zu verhandeln.“
Offenbar fehlen den Israelis eine Bombenart, mit der sie die große unterirdische Atomanlage Fordow, rund 30 Kilometer südlich von Teheran, erreichen könnten. Die USA besitzen diese. Nun wird spekuliert, ob die USA in den Krieg in Nahost eintreten könnten. Währenddessen greifen der Iran und Israel einander weiter an.
"Jeder soll Teheran sofort verlassen"

Ausländer verlassen Teheran, aber auch immer mehr dort lebende Iraner.
Trump hatte auch noch in Kanada dazu aufgerufen, dass „jeder Teheran sofort verlassen“ solle – was viele derzeit versuchen. Aus der 10-Millionen-Einwohner-Stadt kamen am Dienstag erneut Berichte über Ausreiseschwierigkeiten, Staus, lange Schlangen vor den Tankstellen, leergekaufte Supermärkte, eine unterbrochene Wasserversorgung sowie Strom- und Klimaanlagenausfälle.
Schon jetzt, an Kriegstag 5, wirkt Teheran Medien zufolge wie eine „Geisterstadt“. Einige Menschen wollen oder können aber nicht gehen, besonders Alte und Kranke. Iranische Behörden helfen bei den Evakuierungen nicht, bezeichnen Trumps Warnung als „psychologische Kriegsführung“.
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