"Die USA haben ein Imageproblem" – Weniger Buchungen, Urlauber bleiben aus

Wegen der Immigrationspolitik von Staatschef Trump bleiben Touristen fern – auch aus Europa.

"Der Grand Canyon wird immer noch da sein. Die Golden Gate Bridge. Disney World. Und mit etwas Glück auch die Freiheitsstatue", hieß es jüngst in einem Kommentar im Toronto Star, der auflagenstärksten Tageszeitung Kanadas. Darin forderte der Journalist Mark Bulgutch seine Landsleute auf, die USA aus Protest gegen den "Travel Ban" von US-Präsident Trump zu meiden. Dieser untersagt es Menschen aus sieben muslimischen Ländern (Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen), in die USA einzureisen.

Kanadier waren 2015 mit 20,7 Millionen Geschäfts- und Urlaubsreisen mit mindestens einer Nächtigung die größte Besuchergruppe in den USA, gefolgt von den bei Trump unbeliebten Mexikanern mit 18 Millionen. Auf Platz drei, weit abgeschlagen: die Briten mit 4,5 Mio. mehrtägigen Aufenthalten.

Minus 6,5 Prozent

Was Bulgutch fordert – und US-Touristikunternehmen fürchten – scheint tatsächlich Realität zu werden: Urlauber, nicht nur aus Kanada, bleiben aus. Das bestätigt eine Studie von ForwardKeys, eines internationalen Unternehmens, das täglich 14 Millionen Flugreservierungen analysiert. Demnach gingen die USA-Buchungen seit Unterzeichnung des Travel Bans Ende Jänner im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 6,5 Prozent zurück.

Obwohl das Dekret derzeit durch einen Richterspruch außer Kraft ist, hält es vor allem Menschen aus Nahost von Reisen in die USA ab: In dieser Region gingen die Buchungen um 37,5 Prozent zurück. Westeuropa verzeichnete einen Rückgang von 13,6 Prozent. China und Hongkong wurden nicht einbezogen, da das reiseintensive chinesische Neujahrsfest das Ergebnis verzerrt hätte.

"Nicht erwünscht"

"Die USA haben ein Imageproblem", urteilt der Chef der New Yorker Tourismusagentur in der Washington Post. Nicht nur Muslime, auch andere Reisende würden den "Travel Ban" als Zeichen interpretieren, dass sie in den USA – bisher das nach Frankreich zweitbeliebteste Reiseland weltweit – nicht länger erwünscht seien.

Das US-Handelsministerium und das Unternehmen Brand USA, das die USA als Reiseland vermarktet, wollen davon nichts wissen. Weder Trumps Politik noch der starke Dollar hätten bisher Einfluss auf den Tourismus gehabt, heißt es. Dem widerspricht der Chef von ForwardKeys, Olivier Jager. Es ergebe sich aus den erhobenen Daten die "zwingende Schlussfolgerung", dass der Travel Ban "einen unmittelbaren deutlichen Rückgang bei Reisebuchungen in die USA" verursacht habe.

Einen Rückgang habe man bei Ruefa-Reisen zwar noch nicht verzeichnet, teilt Helga Freund, Vorstandsdirektorin der Verkehrsbüro Group, dem KURIER mit. Allerdings habe es bei den Sommer-Buchungen bisher auch keine Zuwächse gegeben. Grundsätzlich seien die USA das beliebteste Fernreiseziel der Österreicher. Auch TUI bemerkt derzeit keine Buchungsrückgänge, wie Pressesprecherin Kathrin Limpel dem KURIER sagt. Es gebe auch kein erhöhtes Aufkommen an Fragen oder Stornierungen.

Ein bleibender Imageschaden für die USA dürfte auf jeden Fall Dritte freuen: Thailand, zweitliebstes Fernreiseziel der Österreicher, erhofft sich 2017 u. a. deutlich mehr Besucher aus Nahost. Laut einer Studie der islamischen Organisation Crescent Rating machten Muslime 2014 zehn Prozent aller Reisenden weltweit aus. 2020 sollen sie 200 Milliarden Dollar zur globalen Wirtschaft beitragen.

Kampf gegen Airlines

Keinen Schaden, sondern Hilfe erwarten die Chefs der drei großen US-Fluglinien American Airlines, United und Delta vom neuen Staatschef Trump. Am Donnerstag wollten sie mit ihm mögliche Landebeschränkungen für ihre größten Konkurrenten, die arabischen Airlines Emirates, Etihad und Qatar in den USA besprechen. Trumps Vorgänger Obama hatte diese unter Verweis auf den freien Handel stets abgelehnt.

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