Die Milliarden des Despoten Assad

Syrien: Die riesige Familie von Bashar al-Assad soll bis zu 120 Milliarden Dollar an sich gerafft haben. Federführend ist ein Cousin des Diktators.

Bashar al-Assad klammert sich an die Macht. Allen Aufrufen zum Gewaltverzicht zum Trotz lässt der syrische Diktator den Aufstand gegen sein Regime immer brutaler niederschlagen (siehe rechts) . Für den 46-Jährigen, der mittlerweile das Leben von 6000 Menschen auf dem Gewissen hat, steht nicht nur die Macht auf dem Spiel, sondern auch ein gigantisches Vermögen.

Mit seinem weitverzweigten Clan verfügt Assad verschiedenen Schätzungen zufolge über mindestens 40 Milliarden, wenn nicht gar 120 Milliarden Dollar. Dagegen wirken die Gelder, die seine gestürzten Kollegen aus Tunesien, Ägypten und Libyen an sich gerafft hatten, wie Peanuts. Zine el-Abidine Ben Ali und seine Frau Leila Trabelsi sollen ihrem Land fünf Milliarden Dollar abgepresst haben, Hosni Mubarak und seine Familie 40 bis 70 Milliarden, Muammar Gaddafis Clan 30 Milliarden Dollar.

Legal und illegal

Das Assad-Vermögen ist in den vergangenen 40 Jahren praktisch aus dem Nichts entstanden. Assads Vater Hafez stammte aus einer armen Familie, schaffte aber den Aufstieg. Nach dem Besuch einer höheren Schule trat er dem Militär bei, wurde General. 1971 putschte sich der damals 41-Jährige an die Macht. Danach begannen er und seine insgesamt mehrere Tausend Personen umfassende Großfamilie, sich schamlos zu bereichern.

Das Vermögen basiert großteils auf Vetternwirtschaft sowie auf Firmenbeteiligungen, Lizenzverträgen – und auch illegalen Machenschaften. So soll Bashar Assad, der vor seiner Machtübernahme im Jahr 2000 die Geschäftsbeziehungen zum damals syrisch besetzten Libanon verwaltete, laut Spiegel in groß angelegte Geldwäsche verwickelt gewesen sein.
Maßgeblich beteiligt an der Geldvermehrung im Hause Assad ist ein Cousin des Machthabers, Rami Makhluf. Der 42-Jährige steht wie derzeit 107 weitere syrische Führungspersönlichkeiten auf der Sanktionsliste der EU. Er darf daher nicht in die Union einreisen, seine Konten – so sie denn ermittelt werden konnten – sind gesperrt.

Makhluf gilt als reichster Mann Syriens, er ist bis zu sechs Milliarden Dollar schwer. Und dieses Vermögen wächst ständig: Laut Schätzung der Financial Times kontrolliert er für den Clan bis zu 60 Prozent der Wirtschaft des Landes. Er ist Hauptanteilseigner der Cham Holding, die Hotels, Restaurants, Immobilien und eine Fluggesellschaft besitzt, und Hauptanteilseigner des Mobilfunk-Anbieters Syratel. Dieser tritt nach Informationen der britischen Regierung 50 Prozent seines Gewinns an das Regime ab. Makhluf ist zudem an Kaufhausketten, Freihandelszonen, in- und ausländischen Banken, Versicherungen, Medien und Privatschulen beteiligt.

"Mister Fünf Prozent"

Seinen Spitznamen "Mister Fünf Prozent" erhielt Makhluf, weil er darüber hinaus an nahezu jedem Geschäft, das in Syrien getätigt wird, auf Umwegen beteiligt sein soll. Dementsprechend verhasst ist er in der Bevölkerung. Zu Beginn der Proteste im März 2011 hörte man seinen Namen oft im Zusammenhang mit Korruption. Im Juni kündigte Makhluf an, Teile seines Vermögens zu spenden. Was daraus wurde, ist unklar.

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