Die Industrie als Klima-Freundin
Strom aus Sonnenenergie, Heizen mit industrieller Abwärme und Elektroautos im Fuhrpark: Österreichs Unternehmen versuchen ihren -Ausstoß einzubremsen, „Klimafreundlichkeit“ ist en vogue. Das ist auch notwendig. Denn Industrie und Energiewirtschaft sind für 37 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes von 82,3 Mio. Tonnen (letztverfügbare Zahl für das Jahr 2017) verantwortlich.
Fünf positive Beispiele.
Österreichs Post hat sich schon im Jahr 2011 „Nachhaltigkeit“ zum Ziel gesetzt. 20 Millionen Euro wurden seither in Solaranlagen auf Verteilzentren und Elektrofahrzeuge gesteckt. 1.600 Fahrzeuge der insgesamt 9.000 Post-Autos fahren mit Strom. Das ist der größte „E-Fuhrpark“ Österreichs. Seit Anfang 2012 bezieht die Post Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen. Damit sie aber wirklich -neutral ist – also, dass die wirtschaftliche Tätigkeit der gesamten Post keinen Einfluss auf die -Konzentration in der Atmosphäre hat – kauft sie noch Klima-Zertifikate für einige Hunderttausend Euro im Jahr zu.
Mit dem Geld werden Projekte in Österreich oder auch in Entwicklungsländern finanziert, die die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren. „Das kann sehr wirkungsvoll sein. Wir haben etwa die Heizung eines ganzen Dorfes in Äthiopien auf erneuerbare Energie umgestellt. Das spart viel ein“, sagt Post-Sprecher Michael Homola. In Österreich hat die Post wegen des starken Wachstums der Paketzustellung allerdings keine Emissionsverringerung geschafft. Rund 71.400 Tonnen hat die Post 2018 emittiert – ein deutlicher Anstieg. 2016 betrugen die Treibhausgasemissionen der Post rund 67.500 Tonnen.
100 Prozent -neutral arbeitet die Brauerei Göss in Leoben. Sie ist sogar weltweit die erste Großbrauerei (eine Million Hektoliter Bierproduktion pro Jahr), die ihr komplettes Energiesystem von Strom über Wärme bis zu Kraftstoffen auf klimafreundliche Quellen umgestellt hat. Geheizt wird zum einen mit der Abwärme des nahe gelegenen Mayr-Melnhof-Sägewerks, zum anderen mit Biogas aus der Biertreber-Vergärung. Strom kommt aus der eigenen Solaranlage und Esel ersetzen Rasenmäher.
Kürzlich wurde auch die Brauerei Schladming auf Nachhaltigkeit umgestellt. Der nächste Schritt betrifft die Logistik, in der -freie Kraftstoffe zum Einsatz kommen sollen, sagt Brau-Union-Sprecherin Gabriela Maria Straka.
Ein klares Ziel zum Klimaschutz hat sich auch Österreichs größter Stromerzeuger Verbund vorgenommen: 100 Prozent umwelt- und klimafreundliche Stromerzeugung – 95 Prozent der eigenen Erzeugung stammen jetzt schon aus -freien Quellen, vor allem aus Wasserkraft. Die Stromerzeugung aus Kohle im Kraftwerk Mellach wird 2020 beendet. Das Gaskraftwerk Mellach wird allerdings noch weiter betrieben. Aktuell sei es noch zur Sicherung der Versorgung und für die Netzstabilität nötig, heißt es aus dem Verbund.
Besonders spannend sind die Bemühungen des Stahlkonzerns voestalpine zum Klimaschutz. Derzeit ist er noch der größte Emittent im Lande, denn zur Stahlerzeugung im Hochofen wird Koks verwendet. Noch gibt es keine wirtschaftliche Alternative dazu. Gemeinsam mit dem Verbund aber hat die Voest ein Versuchsprojekt gestartet, in dem aus Ökostrom in einer Großelektrolyse Wasserstoff erzeugt wird. Aus diesem Wasserstoff soll dann Gas produziert werden, das Koks im Hochofenprozess ersetzt. Die sechs Megawatt starke Testanlage soll heuer in Betrieb genommen werden.
Auch die Wirtschaftsuniversität Wien arbeitet daran, ihren -Ausstoß zu reduzieren. Immerhin entstehen am WU-Campus durch Abfall, Heizung, Stromverbrauch und Klimaanlage 100 Tonnen im Jahr. Verbessert werden soll die Klimabilanz nicht nur durch Energiesparen, sondern auch durch -Zertifikateankauf.
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