Die Christliche Rechte in den USA

Die Äußerungen eines Hendlbraters bringen eine nicht unmächtige Wählergruppe in den Fokus des US-Wahlkampfes – die christlichen Rechten, man könnte sie auch protestantische Fundis nennen.

Politik und Religion – in Europa eine eher unübliche Kombination, in den USA zum Teil untrennbar miteinander verbunden. Zur Erinnerung: Die Berufung auf seinen Glauben und seine christliche Wiedergeburt sicherte schon George W. Bush die Zustimmung der religiös-bestimmten, konservativen Wählerschicht.

In den USA entwickelte sich die sogenannte Christliche Rechte in den 70er Jahren zu einer politischen Bewegung extrem-konservativer Protestanten. Gruppierungen wie Moral Majority, Religious Roundtable und Christian Voice strebten eine Rechristianisierung Amerikas an und versuchten sich mit aktiver Lobbying-Arbeit in den politischen Prozess einzubinden und so sukzessive an Einflussbereich zu gewinnen. Vor allem bei den liberalen Kräften sorgten diese erzkonservativen, zum Teil aggressiven Bewegungen für Unruhe. "I am beginning to fear that we could have an Ayatollah Khomeini in this country", soll Patricia Harris, Gesundheitsministerin unter US-Präsident Jimmy Carter die Entwicklung der christlichen Rechten 1980 kommentiert haben. So mancher Beobachter sieht seit damals Parallelen zum islamischen Fundamentalismus.

Nicht groß, aber gut organisiert

Inzwischen hat die Bewegung einen Modernisierungsprozess durchlaufen und sich entgegen einiger politischer Analysten der 70er und 80er Jahre nicht aufgelöst. Aus dieser Graswurzelbewegungheraus hat sich eines der am besten verankerten Netzwerke der USA entwickelt. Die Christliche Rechte bildet eine wichtige Wählergruppe der Republikaner. Mit ihren Einstellungen beeinflussen sie die amerikanische Innen- wie Außenpolitik.

Was der Bewegung an Größe fehlt, wird an Organisation wettgemacht: Mit eigenen TV- und Radio-Stationen werden Inhalte an die Bevölkerung gebracht; in eigenen Colleges der politische Nachwuchs geschult. Durch geschicktes politisches Netzwerken kann kein US-Präsidentschaftskandidat die Bewegung außen vor lassen.

Gemeinsame Ziele der Christlichen Rechten sind im besonderen das Verbot der Homo-Ehe, das Verbot der Abtreibung, das Recht auf Waffenbesitz, die Ablehnung von Frauenrechten, traditionelle Familienwerte und Rollenbilder und liberale Wirtschaftspolitik.

Die protestantischen Fundamentalisten sind wiederum die extremere Fraktion innerhalb der Christlichen Rechten.  Sie beziehen sich auf die wortwörtliche Interpretation der Bibel, das als irrtumsfrei angesehene Wort Gottes und die Ablehnung der Evolutionstheorie.

Exkurs I: Tea Party-Bewegung

Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist die Tea-Party- Bewegung keine homogene Gruppierung, die allein der religiösen Rechten zuzuordnen ist. Die Tea-Party-Bewegung setzt sich zum Teil aus Anhängern der religiösen Rechten zusammen, thematisiert viele grundlegende Inhalte der Rechten wie das Abtreibungsverbot aber nicht, weil innerhalb der Anhängerschaft keine Einigkeit besteht. Sie entstand 2009 vor allem als Reaktion auf die Bankenrettungsversuche und Konjunkturpakete im Zuge der Finanzkrise und richtete sich nicht nur gegen die Politik von US-Präsident Barack Obama, sondern auch gegen die Politik seines republikanischen Vorgängers, George W. Bush.

Buhlende Republikaner

Vor allem  die republikanischen Kandidaten buhlen um die Stimmen der extrem konservativen bzw. christlich-fundamentalistischen Wählerschichten. Für beide Seiten eine nicht ungefährliche Gratwanderung: Die Republikaner müssen aufpassen, dass sie nicht die gemäßigten und liberalen Wählerschichten verschrecken und die Christliche Rechte muss versuchen religiösen Dogmatimus für politisch notwendig Kompromisse offen zu bleiben.

Im aktuellen US-Wahlkampf wird sich die religiöse Rechte wohl auf Mitt Romney konzentrieren, auch wenn das nicht ihr Wunschkandidat war – das wäre der ultra-konservative Rick Santorum, ehemaliger Senator von Pennsylvania,  gewesen. Gegen Santorum wirken Romneys Positionen teilweise liberal.

Exkurs II: Religionszugehörigkeit USA

Laut einer Statistik aus dem Handelsblatt von 2007 sind rund 51 Prozent der Amerikaner protestantisch und ungefähr 24 Prozent katholisch. Auf 1,7 Prozent schaffen es jeweils Judentum und Mormonen. 1,6 Prozent geben andere christliche Konfessionen an. 0,7 Prozent sind demnach Buddhisten. Moslems gibt es 0,6 Prozent. Der große Rest bezeichnet sich überwiegend als "ungebunden" bzw. ohne religiöses Bekenntnis.

Die Anführer

Die Christliche Rechte in den USA

Pat Robertson: Der Fernsehprediger ist Gründer der fundamentalistischen Christian Coalition. 1977 gründete er in Alexandria (Virgina) die evangelikale Regent University, die bis heute als konservativste Universität der USA gilt.

Jerry Falwell: Der 2007 verstorbene fundamentalistisch-baptistische Pastor und Fernsehprediger gründete die Megachurch Thomas Road Baptist Church in Lynchburg und das Moral Majority Movement. Diese Institutionen sind auch nach seinem Tod Meinungsführer innerhalb der Christlichen Rechten.

Robert Grant: Als Vorsitzender der Christian Voice und der American Freedom Coalition sorgte Grant besonders in den 1980er und 90er Jahren für massive Unterstützung konservativer Politiker wie Ronald Reagan, Steve Symms, Dan Quayle, and John East

 

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